Juli 2017 - Rodrigues
Die letzten zwei Tage waren genau so, wie man es auf einem Segelschiff nicht will: wenig Wind und hohe Wellen. Man versucht dann trotzdem zu segeln, aber das belastet das Rigg und die Segel enorm, da letztere mangels Wind ständig zusammenfallen. Wir verlieren Zeit, denn wir sollten spätestens am Samstag, den 22. Juli 2017 in Rodrigues sein. Wenn wir diese Zeit nicht schaffen, müssen wir die Kosten für das Einklarieren übernehmen, weil wir ausserhalb der Bürozeiten eintreffen.
Heute Nacht haben wir beigedreht (das Schiff zum Stehen gebracht) und – wie es Murphy’s Gesetz will – frischte der Wind sofort auf. Wir sind nun 158 Seemeilen vor Rodrigues und haben genau noch 24 Stunden Zeit, um in den Hafen einzulaufen. Eine rechnerische Durchschnittsgeschwindigkeit von 6,67 Knoten müssen wir haben, um rechtzeitig in Rodrigues einzutreffen. Alle möglichen Segel sind gesetzt und zurzeit fahren wir mit 7,2 Knoten. Daumen drücken, dass das so bleibt! :-))
"NatHape" 158 SM vor Rodrigues
Wir haben alle möglichen Segel gesetzt, um noch rechtzeitig in Port Mathurin einzutreffen. Morgen um 10h sollten wir spätestens dort sein, um die Kosten für das Einklarieren ausserhalb der Bürozeiten zu vermeiden.
Juli 2017 - Rodrigues, Port Mathurin
Nach 16 Tagen Fahrt und der Bewältigung von ungefähr 2.900 Seemeilen haben wir die kleine Insel Rodrigues sicher, gesund, rechtzeitig (wegen der Zollgebühren) und bei schönstem Wetter erreicht. Ein bisschen Reklamieren und “Meckern” über die Segelbedingungen gehört natürlich dazu, aber alles in allem war es eine sehr spannende und, von der Distanz her, unsere zweitlängste Reise. Der Indische Ozean ist „hart im Nehmen“, denn viel Wind und hohe Wellen garantieren, dass es den Kapitänen der Schiffe auf diesem Ozean nie langweilig wird. Pro Tag erreichten wir einen Durchschnitt von etwas über 180 Seemeilen, was ein Stundenmittel von rund 7,5 SM ergibt.
Um 10 Uhr morgens sind wir in Port Mathurin angekommen und haben mit der Coast Guard per Funk vereinbart, dass wir uns an der Hafenmauer festmachen. Das war sehr unangenehm, da diese Anlegestelle für Frachter und Fähren konzipiert ist – grosse Gummis und riesige Pneus hinterliessen unangenehme Spuren an der Hülle unserer “NatHape”. Auch hier gibt es die vier Behörden: Healthcare, Zoll, Immigration und den Hafenmeister, die alle ihre Formulare ausgefüllt haben wollen. Da es Samstag war, hatte keiner der Beamten so recht Lust zu “arbeiten”. Der Zöllner meinte trocken: “We have continued the British tradition of generating paperwork …” und gab uns die folgenden Formulare zum Stempeln und Unterschreiben.
a) IMO (International Maritime Organization) Crew List,
b) IMO Crew Effects Declaration.
c) IMO Passsenger list,
d) Listed Declared Goods Manifest,
e) Yacht Declaration Form,
f) Mauritius Revenue Authority,
g) Master Supplementary Declaration,
h) IMO General Declaration,
i) IMO Cargo Declaration,
j) IMO Ship's Stores Declaration,
k) IMO Dangerous Goods Manifest
Der Zöllner meinte, dass wir das Ausfüllen ihm überlassen können. Wir fanden, dass dies eine grossartige Idee sei – weniger Papierkram für uns!
Natürlich wollte der Zoll Kopien unserer Pässe, der Schiffspapiere und der Crew-Liste. Die anderen drei Behördenstellen begnügten sich zahlenmässig mit etwas weniger Papier. Da alles sehr unkonventionell abläuft, war das Einklarieren in etwa zwei Stunden erledigt.
Die Stimmung in Rodrigues ist ein Mix aus der Karibik und Fiji, mit einem Schuss Afrika drin. Die rund 41.000 Einwohner sind ausnahmslos freundlich und sehr entspannt. Morgens um 9 Uhr öffnen die Läden und Punkt 15 Uhr schliessen sie. Dann ist Port Mathurin komplett ausgestorben. Es gibt einige Restaurants, einen Markt und viele kleine Läden, die ein völliges Durcheinander im Sortiment haben. Neben Kleidern werden Werkzeuge, Farben und Stoffe verkauft. Wenn man Glück hat, findet man sogar noch Nahrungsmittel im selben Shop. Abgesehen von den Smartphones fühlt man sich hier in Rodrigues in die 80er Jahre zurückversetzt.
In das Hafenbecken führt eine Fahrrinne, beides ist künstlich angelegt bzw. wurde aus dem Riff ausgebaggert. Wenn ein grosses Schiff in Port Mathurin anlegt, müssen alle Segelschiffe ausserhalb des Hafenbeckens ankern, damit das ankommende Schiff genügend Platz zum Manövrieren hat. Sobald das Anlegemanöver beendet ist, können die Segelschiffe zurück in den Hafen fahren und dort ankern.
Port Mathurin, Rodrigues
Aussicht auf Port Mathurin. Es ist ein kleines charmantes und „verschlafenes" Städtchen. 9h gehen die Läden auf und um 15h schliessen alle wieder. Die Leute sind sehr freundlich und hilfsbereit.
Port Mathurin, Rodrigues
Wir ankern in dem künstlich angelegten, quadratischen Hafenbecken zusammen mit ein paar anderen Segelschiffen. Ab und zu, etwa alle drei Tage, kommt ein Frachter oder eine Fähre vorbei. Bei deren Ankunft müssen alle Segelschiffe den Hafen verlassen, damit der Platz für die Manöver des ankommenden Schiffes frei ist.
Port Mathurin, Rodrigues
Das künstliche Hafenbecken von Port Mathurin wurde in das Riff gebaggert. Wenn ein grosses Schiff ankommt, dann müssen alle Segelschiffe den Hafen verlassen. Hier wird ein Frachter von zwei Schleppern an die Hafenmauer gestossen.
Port Mathurin, Rodrigues
Verlassen die Frachter den Hafen, können die Segelboote bleiben, sofern sie im nordwestlichen Teil des Beckens ankern.
Port Mathurin, Rodrigues
Ein grösseres Versorgungsschiff ist von Mauritius eingetroffen. Mehr oder weniger wird in Rodrigues alles importiert.
Port Mathurin, Rodrigues
Zur Zeit sind vier Segelschiffe im Hafenbecken vor Anker. Die meisten Schiffe kommen von der australischen Insel Cocos Keeling.
Port Mathurin, Rodrigues
Innerhalb von drei Tagen wird das Schiff entladen und fährt dann zurück zur viel grösseren Insel Mauritius. Rodrigues und Mauritius sind ein Staat.
Port Mathurin, Rodrigues
Obwohl wir die letzten 2'000 SM keinen Diesel mehr benötigen, nutzen wir die Gelegenheit, hier unsere Reserven wieder aufzustocken ...
Port Mathurin, Rodrigues
... Wir können mit unserem kleinen Beiboot direkt zur Tankstelle fahren, was natürlich die "Schlepperei" der schweren Kannister wesentlich vereinfacht.
Port Mathurin, Rodrigues
Es gibt zwei kleine Moscheen in Port Mathurin. Glücklicherweise haben diese keine Lautsprecher ...
Port Mathurin, Rodrigues
Samstag ist Markttag in Port Mathurin. Wir finden es hier im Vergleich zu Thailand und Indonesien recht kühl und hätten keinen Grund, unter dem Stand Schatten zu suchen …
Port Mathurin, Rodrigues
Jeder Laden hat hier ein erstaunliches Sortiment. Angboten werden auf kleinem Raum Tücher, Kleider, Maschinen, Farben, Esswaren und vieles mehr.
Port Mathurin, Rodrigues
Der zweite Aussichtspunkt liegt rechts von Port Mathurin, bei einem Kreuz auf der Anhöhe. Man sieht dieses vom Hafen aus.
Port Mathurin, Rodrigues
Der Spaziergang bis zur Anhöhe dauert etwa eine Stunde. Man kann dann die schöne Aussicht auf die kleine Stadt und das Hafenbecken geniessen.
Port Mathurin, Rodrigues
Eigentlich hasse ich die Selfies. Um zu beweisen, dass wir oben waren, haben wir unseren Freunden von dem Schiff "Argal" eines geschickt ...
Die Ostküste von Rodrigues
Sicht von der Klippe auf dem schönen Strand Anse Ally
Die Ostküste von Rodrigues
Besonders schöner Spaziergang von der Anse Ally über den Pointe Tasman hin zu drei Traumbuchten: Trou d’Argent, Grand Anse und Anse Bouteille
Die Ostküste von Rodrigues
Anse Philibert
Die Ostküste von Rodrigues
Trou d'Argent. Das Meer ist so bewegt, weisse Schaumkronen tanzen auf der Wasseroberfläche
Die Ostküste von Rodrigues
Nur zu Fuss erreichbar, die wunderschöne Anse Bouteille
Die Ostküste von Rodrigues
Die Lagune, die Rodrigues umgibt, ist doppelt so gross wie die Insel selbst. Grosse Teile der Strecke wandert man im Schatten von Kasuarinen-Bäumen (Filaos)
Die Ostküste von Rodrigues
Strand des Graviers
Port Mathurin, Rodrigues, Fotoshooting
Ein Freund fragte bat uns um ein paar Fotos für einen Artikel über die Sicherheit auf einem Schiff zu machen. Vor den eigentlichen "Fotoshooting" gab es noch ein paar Sprünge von unseren Mannequins Jeanne und Sylvain von SY 'Argal'.
Port Mathurin, Rodrigues, Fotoshooting
Muss man bei schlechtem Wetter auf das Vorschiff, sollte man sich mit einer Lifeline am Mast anbinden. Das ist das gewünschte Fotothema für den Artikel "Sicherheit an Bord".
Port Mathurin, Rodrigues, Fotoshooting
Sicherheit an Bord, was für ein "trockenes" Thema. Wir versuchen das ein bisschen aufzulockern, wissen aber nicht, ob die Fotos unserem Freund gefallen ...
Port Mathurin, Rodrigues, Fotoshooting
Die ganz jungen Segler wollen natürlich beim Fotoshooting auch mit machen. Ist ja klar, auch Zweijähre müssen angeschnallt werden, wenn sie unbedingt beim schweren Sturm auf das Vorschiff müssen :-)) ...
Port Mathurin, Rodrigues, Fotoshooting
Nach etwa 200 Fotos gibt es noch ein paar weitere Sprünge von der "NatHape" in das kühle und saubere Wasser des Hafenbeckens.