2008.12 - Indien 3


Unsere Einträge im Logbuch
(absteigend, das Neueste zuerst)

2008 - Dezember, Jodpur



Die Fahrt nach Jodhpur verläuft am Ostrand der Wüste Thar. Die Farbe der Altstadthäuser gab Jodhpur den Namen "blaue Stadt". Wir besuchen das mächtige "Meherangarh Fort", welches auf einem Sandsteinhügel steht. Von oben haben wir einen weiten Blick über Jodhpur und Umgebung.

Jodhpur wird überragt von der historischen Festungsanlage Meherangarh.



November 2008 - Ranakpur


In Ranakpur besichtigen Sie die berühmten Jain-Tempel. Der Tempelkomplex mit zauberhaften Marmorskulpturen ist malerisch in einem Tal der bewaldeten Aravelli-Berge gelegen. Die Jain-Tempel bestechen durch grandiose Architektur, wunderschöne Dekorationen und mehr als tausend verschiedene Säulen.

Jain-Tempel in Ranakpur
Insgesamt weist der auf einer erhöhten Platform errichtete Tempelkomplex 29 Hallen auf, getragen von 1'444 Säulen unterschiedlicher Gestalt.
Diese Platte mit einem Durchmesser von ungefähr einem Meter für den Gott 'Parshva' wurde später im Tempel eingebaut.


Der Jainismus hat keine eigenständige Architektur entwickelt, die Bauform der Tempel entspricht den hinduistischen Bauten derselben Zeit, wurde aber den besonderen Bedürfnissen des Jaina-Rituals angepasst. Es wird kein Gott verehrt, sondern vor einem der Tirthankaras, der als Vorbild angesehen wird, da er die erstrebte Vollkommenheit bereits erlangt hat meditiert. Dafür braucht es keinen Brahmanen wie im Hindutempel, der als Vermittler das Ritual vollzieht. Tirthankaras sind „befreite“ Heilige.



Der  Jain- Glaube ist etwa zur gleichen Zeit entstanden wie der Buddhismus und eines der wichtigsten Pfeiler des Glaubens ist, keine anderes Lebewesen zu töten. Daher essen die Jain auch keine Kartoffeln, Möhren oder Zwiebeln. Beim Anbau oder der Ernte könnten Würmer oder  Käfer  mit der Harke getötet werden. Aus diesem Grund entstammen die meisten Jains aus der Kaste der Kaufleute ...




Bauern wurden nicht in dieser Glaubensgemeinschaft aufgenommen. Hier im Tempel gibt es kein elektrisches Licht, dies könnte nachts die Schnaken anziehen und an der Glühbirne verglühen lassen.

Der Adinath-Tempel ist ein dreistöckiger Marmortempel der 1432 fertiggestellt wurde.
Auffällig sind hier ungewöhnlich erotische Darstellungen von Skulpturen an den Außenwänden.
Auf der Fahrt nach Kumbalgarh sahen wir in der Bergregion viele dieser Bewässerungsanlagen ...





2008 - November, Kumbalgarh



Wir fahren durch die Aravelli-Bergen nach Kumbalgarh. Die Strecke führt durch einsame Dörfer und wir geniessen herrliche Aussichten.

Die Bergfestungsanlage von Kumbalgarh wurde im 15. Jahrhundert erbaut und ist von einem mächtigen Schutzwall umgeben. Sie wurde nie von Gegnern eingenommen. 36 km lange Mauern beschützten das Fort und diese bis weit ins Tal reichenden Anlagen lassen sich durchaus mit der Chinesischen Mauer messen ...




Die Fahrt durch dieses BergGebiet war einer der Höhepunkte unserer Reise. Sobald man die "Touristenpfade" verlässt, kommt die Schönheit des Landes durch die Einwohner zum Vorschein. Leider ist für uns eine Verständigung unmöglich und so bleiben die kleinen Gespräche mit der Bevölkerung aus. Ein grosser Vorteil ist natürlich unser indischer Fahrer. Er hält den Kontakt zu den Einheimischen und spielt den Dolmetscher für uns. Ohne diese Möglichkeit der Konversationwäre die Reise äusserst schwierig. Die Sprache der Inder ist für uns so unverständlich, dass wir nicht einmal Vermutungen über den Inhalt der Sätze anstellen können. Das gleiche gilt für die Schrift, die Zeichen sind für uns auf keine Weise deutbar.




Kumbhalgarh, die zweitgrösste Festung Rajasthans, in Jahr 1458 erbaut



Die eigentliche Burganlage liegt hoch über allem, bei brütender Hitze stellte der Aufstieg schon eine deutliche Herausforderung an unsere Fitness dar, war aber absolut lohnend, denn von oben konnten wir die Verteidigungsstruktur der Burg mit ihren verschiedenen Mauerringen klar erkennen und hatten einen tollen Blick über die gesamte Festung und deren Umgebung, ein Reservat, in dem die letzten indischen Wölfe leben sollen.


November 2008 - Udaipur



Die 1567 gegründete ehemalige Hauptstadt Udaipur des Königreiches Mewar, liegt auf etwa 600m Höhe

in den Aravalli-Bergen am Ufer der Seen Pichola und Fateh Sagar. Durch seine zauberhafte Lage inmitten von grünen Bergen wird Udaipur auch „Venedig des Ostens“ oder „Stadt der Morgendämmerung“ genannt ... Zahllose Künstler, Poeten und Schriftsteller liessen sich durch sie inspirieren.
Der riesige Stadtpalast von Udaipur zu Füßen des malerischen Pichola-Sees verkörpert Reichtum und Macht.


Bild rechts, obere Reihe:
Die hintere der beiden Inseln im Pichola See heisst Jag Mandir. Maharana Karan Singh baute dort ebenfalls einen kleinen Palast der später hauptsächlich als Gästehaus diente. Angeblich erhielt Shah Jahan dort seine Inspiration für den Taj Mahal. Das ist jedoch nur eine Sage, für die es keine sicheren Beweise gibt ...


November 2008 - Dungarpur



Die Fahrt führte uns auf einer malerischen Strecke nach Dungarpur, die Hochburg der Bhils, einem Ureinwohner-Stamm, dessen Geschichte 4'000 Jahre zurück zu verfolgen sind. Wir besuchten den alten Stadtpalast "Juna Mahal", welcher hinter seinen verwitterten Mauern die grösste und prachtvollste Freskensammlung Indiens verbirgt. Man sollte nicht vergessen, ab und zu einen Schrank zu öffnen, denn darin verbergen sich die pikanten Zeichnungen, Kamasutra genannt. Das Schöne an Dungarpur ist die Abgeschiedenheit des Ortes. Touristen, ausser uns zwei, fehlen praktisch gänzlich :-)) ...

Unser Chauffeur fühlt sich als echter Maharadscha im Udai Bilas Palace und er gab sich mit Nathalie zusammen wirklich Mühe, für das Foto zu posieren ...


Einige der bestaunenswerten Innenräume des alten Palastes "Udai Bilas ...


An einem See, der von Wasservögeln bevölkert ist, liegt der herrliche Udai Bilas Palast gegenüber der geschäftigen Kleinstadt Dungarpur. Die Räume des Schlosses sind seit den dreissiger Jahren unverändert geblieben, und man hat das Gefühl, jeden Augenblick einem englischen Grosswildjäger zu begegnen, der als Gast beim Fürsten weilt. Eine Besonderheit in den Palästen von Dungarpur sind die Spiegelmosaiken, die neben Ornamenten und Blumen vor allem die Schönheit der rajputischen Frauen zeigen. Die Tracht hat sich in Jahrhunderten kaum geändert. Leuchtende Farben, Silber- und Goldstickereien auf den Röcken und Schleiern sind auch heute noch begehrt. Nur die kurzen Blusen zu den weit schwingenden Röcken sind etwas züchtiger geworden, ähnlich denen, die nun auch in Rajasthan von den Frauen in der Stadt zu den Saris getragen werden. Die Spiegelmosaiken schmücken in Dungarpur häufig in Verbindung mit Miniaturmalereien Wände und Nischen.



Die erotischen Kamasutrbilder im Juna Mahal. Sie sind in einem Schrank "versteckt".




Eine Nacht ist eigentlich zu kurz, um diesen besonderen Ort in vollen Zügen geniessen zu können. Unbedingt anschauen sollte man sich das ebenfalls im Familienbesitz befindliche Juna Mahal – ein wahres Kleinod in puncto Wandmalereien. Er ist nach wie vor in Familienbesitz und man kann ihn nur nach Anmeldung besuchen. Ich habe schon viele Paläste in Rajasthan gesehen, aber dieser äusserlich verfallen wirkende Palast aus dem 13. Jh. birgt wahre Überraschungen für jeden Kunstinteressierten. Er ist bunt und lebendig, mit Fresken, unzähligen, einmaligen Minitaturmalereien ausgeschmückt. Auch die Spiegel- und Glaseinlegearbeiten künden vom Glanz vergangener Zeiten. In einem der zahlreichen Räume befindet sich ein diskret verschlossener Schrank. Wenn der Museumswärter ihn öffnet, können zahlreiche zum Teil sehr gut erhaltene Kamasutrabilder zum Vorschein.

Blick auf den See - mit dem kleinen Lustschlösschen - vor dem "Udai Bilas Palace"





2008 - November, Chittaurgarh



Chittaurgarh ist die grösste historische Festungsanlage von ganz Indien. Eine Besichtigung gewährt Einblicke in den unbezwingbaren Kampfgeist und den legendären Stolz der Rajputen-Krieger. Für dieses Fort haben viele tausend Soldaten ihr Leben gelassen und viele Rajput-Frauen begangen hier "Jauhar", den Massenfreitod im heiligen Feuer, um der Entehrung durch den Feind zu entgehen.

Befestigungsanlage von Chittaurgarh ...


Der Aufstieg zu dem beeindruckenden Fort erfolgt über eine gewundene Strasse, die ehemals von sieben Befestigungstoren aus bewacht und verteidigt wurde. Zu jeder Windung des aufsteigenden Weges gehört die Legende eines tapferen Kriegers, der an dieser Stelle sein Leben im Kampf um das Fort gelassen hat.

Eine besondere Sehenswürdigkeit der Anlage ist der Vijaysthambha, der steinerne „Turm des Sieges“, der über und über mit Darstellungen von Göttern und Göttinnen bedeckt ist.




In der letzten Reihe, das linke Bild:
Den Sieges­turm (Vijaya Stambha), so etwas wie das Wahr­zeichen der Stadt. Dieses religiöse Bauwerk ist aussen und innen mit religiösen Stein­figuren und Reliefs geschmückt und bietet vom obersten Stock aus einen herrlichen Ausblick auf das weitläufige Fort mit seinen Tempel und Palast­ruinen. Jedes Stock­werk ist individuell ausge­arbeitet und geschmückt, und sogar die Stiegen verlaufen in jeder Etage anders: teilweise zentral in einem engen, schacht­artigen Stiegen­haus, und teilweise etwas geräumiger an der Innen­seite der Aussen­mauer. Der siebente Stock ist ganz in hellem Marmor gehalten und wird durch verschieden geformte Per­forationen der Aussenmauer effektvoll beleuchtet; zum achten Stock könnte man nur mit einer Strick­leiter vordringen, aber die wird nicht angeboten.



Castelhotel in Bijaipur ...



November 2008 - Pushkar


Wir sind hier an einem heiligen Ort, mit einem heiligen See. Die richtigen und die falschen Priester sind äusserst geschäftstüchtig. Obwohl wir nun beinahe "total-erfahrene" Indien-Touristen sind, fielen wir beinahe wieder auf einen ausgeklügelten Trick herein: Unser Chauffeur fuhr uns zu einem ihm bekannten Restaurant und warnte uns eindringlich vor den vielen Geschäftemacher. Wir steigen vor dem Eingang des Restaurants aus und da stand ein netter Inder, welcher uns beiden je eine kleine Blume in die Hand drückte und dabei meinte, wenn man diese in den kleinen See werfe, hätte man grosses Glück. Wir sind nicht im geringsten abergläubisch, aber wir sind höflich und weil wir dachten, es sei der Besitzer des Restaurant, welcher uns eine Freude machen wollte, taten wir ihm den Gefallen und spazierten den ein minütigen Weg zum See. Der gute Herr begleitete uns und mir ahnte schon Böses. So gab ich ihm vorsichtshalber unseren "Tarif" durch und sagt ihm recht deutlich: "My friend" wir kaufen nichts, wir gehen in keinen Souveniershop, wir geben kein Trinkgeld ... "nein, nein, er wolle nichts", war seine Antwort. Eine Minute später, am See, war der vermeintliche Besitzer des Restaurants plötzlich verschwunden, dafür waren ein oder zwei "scheinheilige" Priester bei uns. Ich kam ihnen glücklicherweise zuvor, denn meine Blume schwamm bereits im See, als sie uns mit rüder Redensart die Heiligkeit des Sees und die erforderliche, natürlich heiligste vor allem kostenpflichtige Zeremonie aufdrängen wollten. Nun, diese Methoden kennen wir und in diesen Augenblicken sind wir stark: wir liessen ihn gestikulierend stehen und spazierten zurück zum Restaurant, wo wir vorzüglich speisten.

Das Dessert nach dem Essen sollte etwas Süsses sein, meinte meine Frau. Die Stadt hat viele kleine verwinkelte Strassen mit allerlei Souvenir-geschäfte, Cafés, Restaurants und diversen Shops. Spazieren lohnt sich, wir wurden schnell fündig, denn unsere Augen erblickten Schockoladenriegel namens "Snickers". Genau das Richtige für meine Frau. Vor uns stand eine junge Brünette, sie las den Text auf der Verpackung unseres begehrten Produktes mit grösster Aufmerksamkeit. Dann erstand sie fünf Snickers ohne den geringsten Versuch über den Preis zu diskutieren. Sie sah unser Erstaunen und erklärte uns, dass die Snickers in Israel hergestellt wurden und darum 100%-ig koscher seien ...

Koschere Snickers, "sich suchende" Europäer oder Amerikaner, selbst ernannte Priester, echte Priester, heilige Kühe, Hindus, Mohammedaner, Buddhisten, heiliger See ... wir sind im Hexenkessel der Religionen. Es fehlt nur noch irgendein christlicher Visionär!

Das Zentrum von Pushkar ist der heilige See, der einer Legende nach entstanden ist, als Brahma hier eine Lotusblüte fallen liess. Das ganze Jahr über kommen viele Pilger hierher, um im See ein Bad zu nehmen.





2008 - November, Jaipur



Die Bezeichnung "Pink City" für Jaipur bezieht sich auf den alten, im Nord-Osten gelegenen Teil der Stadt, der neben herrlichen Palästen auch eine Reihe von Tempeln zu bieten hat, deren Architektur die Stilrichtungen mehrerer Jahrhunderte präsentiert. Anstelle von engen, gewundenen Gassen gibt es hier gerade und geräumige Strassen, die in rechten Winkeln aufeinander treffen. Die rosa Farbe, mit der die Wände getüncht sind, ist überall das herausragende Merkmal. Früher war die Stadt eher grau, doch als 1883 anlässlich des Besuches von Prinz Albert die Häuser verschönert werden sollten, erhielten sie alle eine rosa Anstrich.

Vor den Toren Jaipur’s liegt Amber, die ehemalige Hauptstadt des Rajputen-Reiches. Strategisch hoch auf einem der umliegenden Hügel erbaut, liegt der "Amber Fort". Doch erst einmal muss man hinauf, vorbei an Souvenirläden und -händlern, welche uns andauernd begleiten. Die Architektur der Anlage (besonders der Spiegel- und der Sommerpalast) ist beeindruckend.

Vor den Toren Jaipur’s liegt Amber, die ehemalige Hauptstadt des Rajputen-Reiches.



Die kurvenreiche Fahrt von Jaipur nach Amber (11 km nördlich) führt zwischen Bergketten des Aravalli-Gebirges. Nach einer scharfen Biegung taucht dann überraschend die Festung von Amber an einem Berghang auf. Das Fort liegt auf dem Kamm einer Bergkette und ist von allen Seiten natürlich geschützt. Beindruckend ist schon der erste Anblick, die Details sind überwältigend.

Forts wurden gebaut um die eroberten Länder zu halten und die Menschen zu unterjochen; doch auch um eine Stadt zu sichern und sie vor Eindringlingen zu schützen. Um den Bewohnern Sicherheit zu gewähren, musste die Festung auf einer Anhöhe erbaut werden, geschützt durch Bastionen und Tore, bewacht von bewaffneten Streitkräften. Die Maharajas waren grosse Baumeister und wenn sie sich mal eine Idee liehen, dann taten sie es sehr geschmackvoll.

Eines der vielen Stadttore in Jaipur ...
Der Hawa Mahal, der „Palast der Winde“, der 1799 erbaut wurde



Ein absolutes Highlight ist der Hawa Mahal, der „Palast der Winde“, der 1799 erbaut wurde, um den Frauen des Hofes eine Sicht auf die Strassenprozessionen zu ermöglichen, ohne selbst gesehen zu werden. Eigentlich kein Gebäude im herkömmlichen Sinne, sondern nur eine Giebelfront. Dahinter befindet sich ein Treppenhaus, dass zu den Fensterläden führt. Die Fassade ist mit dekorativem Gitterwerk an Fenstern und Balkonen sehr ansprechend gestaltet.