Wir fahren durch die Aravelli-Bergen nach Kumbalgarh. Die Strecke führt durch einsame Dörfer und wir geniessen herrliche Aussichten.
Die Bergfestungsanlage von Kumbalgarh wurde im 15. Jahrhundert erbaut und ist von einem mächtigen Schutzwall umgeben. Sie wurde nie von Gegnern eingenommen. 36 km lange Mauern beschützten das Fort und diese bis weit ins Tal reichenden Anlagen lassen sich durchaus mit der Chinesischen Mauer messen ...
Die Fahrt durch dieses BergGebiet war einer der Höhepunkte unserer Reise. Sobald man die "Touristenpfade" verlässt, kommt die Schönheit des Landes durch die Einwohner zum Vorschein. Leider ist für uns eine Verständigung unmöglich und so bleiben die kleinen Gespräche mit der Bevölkerung aus. Ein grosser Vorteil ist natürlich unser indischer Fahrer. Er hält den Kontakt zu den Einheimischen und spielt den Dolmetscher für uns. Ohne diese Möglichkeit der Konversationwäre die Reise äusserst schwierig. Die Sprache der Inder ist für uns so unverständlich, dass wir nicht einmal Vermutungen über den Inhalt der Sätze anstellen können. Das gleiche gilt für die Schrift, die Zeichen sind für uns auf keine Weise deutbar.
Kumbhalgarh, die zweitgrösste Festung Rajasthans, in Jahr 1458 erbaut
Die eigentliche Burganlage liegt hoch über allem, bei brütender Hitze stellte der Aufstieg schon eine deutliche Herausforderung an unsere Fitness dar, war aber absolut lohnend, denn von oben konnten wir die Verteidigungsstruktur der Burg mit ihren verschiedenen Mauerringen klar erkennen und hatten einen tollen Blick über die gesamte Festung und deren Umgebung, ein Reservat, in dem die letzten indischen Wölfe leben sollen.
November 2008 - Udaipur
Die 1567 gegründete ehemalige Hauptstadt Udaipur des Königreiches Mewar, liegt auf etwa 600m Höhe
in den Aravalli-Bergen am Ufer der Seen Pichola und Fateh Sagar. Durch seine zauberhafte Lage inmitten von grünen Bergen wird Udaipur auch „Venedig des Ostens“ oder „Stadt der Morgendämmerung“ genannt ... Zahllose Künstler, Poeten und Schriftsteller liessen sich durch sie inspirieren.
Der riesige Stadtpalast von Udaipur zu Füßen des malerischen Pichola-Sees verkörpert Reichtum und Macht.
Bild rechts, obere Reihe: Die hintere der beiden Inseln im Pichola See heisst Jag Mandir. Maharana Karan Singh baute dort ebenfalls einen kleinen Palast der später hauptsächlich als Gästehaus diente. Angeblich erhielt Shah Jahan dort seine Inspiration für den Taj Mahal. Das ist jedoch nur eine Sage, für die es keine sicheren Beweise gibt ...
November 2008 - Dungarpur
Die Fahrt führte uns auf einer malerischen Strecke nach Dungarpur, die Hochburg der Bhils, einem Ureinwohner-Stamm, dessen Geschichte 4'000 Jahre zurück zu verfolgen sind. Wir besuchten den alten Stadtpalast "Juna Mahal", welcher hinter seinen verwitterten Mauern die grösste und prachtvollste Freskensammlung Indiens verbirgt. Man sollte nicht vergessen, ab und zu einen Schrank zu öffnen, denn darin verbergen sich die pikanten Zeichnungen, Kamasutra genannt. Das Schöne an Dungarpur ist die Abgeschiedenheit des Ortes. Touristen, ausser uns zwei, fehlen praktisch gänzlich :-)) ...
Unser Chauffeur fühlt sich als echter Maharadscha im Udai Bilas Palace und er gab sich mit Nathalie zusammen wirklich Mühe, für das Foto zu posieren ...
Einige der bestaunenswerten Innenräume des alten Palastes "Udai Bilas ...
An einem See, der von Wasservögeln bevölkert ist, liegt der herrliche Udai Bilas Palast gegenüber der geschäftigen Kleinstadt Dungarpur. Die Räume des Schlosses sind seit den dreissiger Jahren unverändert geblieben, und man hat das Gefühl, jeden Augenblick einem englischen Grosswildjäger zu begegnen, der als Gast beim Fürsten weilt. Eine Besonderheit in den Palästen von Dungarpur sind die Spiegelmosaiken, die neben Ornamenten und Blumen vor allem die Schönheit der rajputischen Frauen zeigen. Die Tracht hat sich in Jahrhunderten kaum geändert. Leuchtende Farben, Silber- und Goldstickereien auf den Röcken und Schleiern sind auch heute noch begehrt. Nur die kurzen Blusen zu den weit schwingenden Röcken sind etwas züchtiger geworden, ähnlich denen, die nun auch in Rajasthan von den Frauen in der Stadt zu den Saris getragen werden. Die Spiegelmosaiken schmücken in Dungarpur häufig in Verbindung mit Miniaturmalereien Wände und Nischen.
Die erotischen Kamasutrbilder im Juna Mahal. Sie sind in einem Schrank "versteckt".
Eine Nacht ist eigentlich zu kurz, um diesen besonderen Ort in vollen Zügen geniessen zu können. Unbedingt anschauen sollte man sich das ebenfalls im Familienbesitz befindliche Juna Mahal – ein wahres Kleinod in puncto Wandmalereien. Er ist nach wie vor in Familienbesitz und man kann ihn nur nach Anmeldung besuchen. Ich habe schon viele Paläste in Rajasthan gesehen, aber dieser äusserlich verfallen wirkende Palast aus dem 13. Jh. birgt wahre Überraschungen für jeden Kunstinteressierten. Er ist bunt und lebendig, mit Fresken, unzähligen, einmaligen Minitaturmalereien ausgeschmückt. Auch die Spiegel- und Glaseinlegearbeiten künden vom Glanz vergangener Zeiten. In einem der zahlreichen Räume befindet sich ein diskret verschlossener Schrank. Wenn der Museumswärter ihn öffnet, können zahlreiche zum Teil sehr gut erhaltene Kamasutrabilder zum Vorschein.
Blick auf den See - mit dem kleinen Lustschlösschen - vor dem "Udai Bilas Palace"