Unterwegs an der Westküste von Sumatra
Pulau Weh im Norden von Sumatra liegt hinter uns, und wir haben am frühen Morgen das Kap umfahren. Glück gehabt, denn der Monsun war gnädig mit uns und der normalerweise starke Wind aus Südwesten hatte einen Gang zurückgelegt. Viele Segler warnten uns vor sehr starken Böen, die bis zu 60 Knoten erreichen können. Zum Glück blieben diese Böen bisher aus. Das aktuelle Wetter ist eher “so lala”, der Wind kommt aus allen Richtungen, mal schwach, mal etwas stärker. So fahren wir einige Seemeilen mit Motor und ab und zu unter Segel. In ein paar Stunden erreichen wir Pulau Simeulue, eine Insel vor der Küste Sumatras, wo wir eine Nacht bleiben werden. Da wir uns bei den indonesischen Behörden abgemeldet haben, dürfen wir offiziell nicht mehr an Land gehen. Aber, wer braucht schon festen Boden unter den Füssen, wenn man das Meer hat?
Von Sumatra selbst haben wir leider nichts gesehen, was wir sehr bedauern. Auf dieser Insel gibt es noch einige Tausend wilde Elefanten, 5.000 freilebende Orang-Utans und angeblich auch noch die seltenen weissen Sumatra-Tiger. Die vielen aktiven Vulkane, zusammen mit dem dichten Urwald und den exotischen Tieren, machen die sechstgrösste Insel der Welt zu einem wahren Abenteuerland. Aber nun ja, man kann nicht überall gleichzeitig sein, und darum verpasst man ja eigentlich nichts, denn man ist entweder hier oder dort. Und wer weiss, vielleicht kommen wir eines Tages zurück, um all das zu erleben. Bis dahin geniessen wir einfach die Freiheit auf See und die Abenteuer, die noch vor uns liegen.
Sonnenuntergang und ...
Wir sind unterwegs zur ersten westlichen Insel von Sumatra mit dem Namen Simeulue.
... am nächsten Morgen der Sonnenaufgang.
Die Distanz beträgt 185 SM und so segeln wir über Nacht.
Regenwolken mit starken Böen im Westen von Sumatra
Wir wurden gewarnt, dass sich in diesem Gebiet sehr schnell Regenwolken mit ausserordentlich starken Winden entwickeln. Hier ist so ein Unwetter hinter uns und es bleibt uns fern.
Abendstimung im Süden von Simeulue
Wir ankern in der Bucht Labuhanbayau im Süden der Insel Simeulue.
Pulau Nias, Afulu, West Sumatra, Indonesien
Wir ankern in der wunderschönen Bucht von Afulu. Ausserhalb der Bucht brechen links und rechts riesige Wellen am Strand - es ist ein kleines Surfer-Paradies. Da heute in Afulu der wöchentliche Markt stattfindet, lassen wir uns die paar Kilometer mit dem Motorrad in das kleine Dorf fahren und kaufen einige Papayas.
Pulau Nias, Lagudri, West Sumatra, Indonesien
Wir kommen mit dem Sonnenuntergang in Lagudri an. Riesige Wellen begleiten uns links und rechts in die Bucht zu unserem Ankerplatzt. Trotz der enormen Wellen ist relativ wenig Schwell in der Bucht und wir verbringen eine ruhige Nacht.
Wettervorhersagen vom Fr. 30.06.2017, 08.00 h, Indischer Ozean
Das Wetter von heute Morgen im Indischen Ozean zeigt ein in der Mitte eine Schwachwindzone von ungefähr 800 SM. Das ist die Vorhersage des Wetters in 48 Stunden, also zeitlich relativ nahe. Unser Freund Jos hat vor ein paar Tagen mit seinem Schiff Cocos Keeling verlassen und ich habe mir gedacht, diese Wetterlage ist sehr ungünstig für ihn ...
Wettervorhersagen vom Fr. 30.06.2017, 18.00 h, Indischer Ozean
Die Wettervorhersage vom Freitagabend, also 12 Stunden später zeigt eine komplett andere Wetterlage. Die Schwachwindzone von heute Morgen hat sich verflüchtigt. Was hat der Chef von Rynair gesagt? Sie (die Wetterfrösche) wollen uns sagen, wie das Wetter in 100 Jahren sein wird, aber es ist ihnen nicht möglich, uns das Wetter für die nächsten zwei Tage genau vorher zu sagen.
Überquerung des Äquators
Wir haben heute am 1. Juli 2017 den Äquator zum 5. Mal überquert und befinden uns wieder in der südlichen Hemisphäre.
Zeremonie bei dem Überfahren des Äquators
Eine kleine Zeremonie beim Überfahren des Äquators muss schon sein. Wir spenden dem Neptun die grössten indonesischen Münzen im Wert von 1'000 Rupiah und eine kleine Flasche "Blanc de Blancs" ...
Pelabuhan, Palau Tello, Sumatra, Indonesien
Wir ankern vor der kleinen Dorf Pelabuhan. Das erstaunliche ist, dass es neben der Moschee zwei christliche Kirchen gibt. Ein Fischerboot mit den typischen Auslegern fährt an uns vorbei. Über der Insel zieht ein starkes Unwetter auf. Wir blieben davon verschont.
Pulau Tello, im Westen von Sumatra, Indonesien
Sonnenaufgang morgens um 6:30 h in Pulutelo. Die Stimmung ist phantastisch und die Fischer kehren von ihrer nächtlichen Arbeit zurück nach Hause. Wir heben den Anker, unser heutiges Ziel ist der Süden der Insel Tanahbala, etwa 55 Seemeilen entfernt.
Pulau Tello, im Westen von Sumatra, Indonesien
Ein weiteres Fischerboot vor dem wunderschönen Dorf mit dem Namen Pulutelo.
Pulutelo, Pulau Tellos, Sumatra, Indonesien
Die letzte Nacht verbrachten wir vor Anker in Pulutelo. Es ist ein Dorf zum sich verlieben. Um ehrlich zu sein, Indonesien ist sicher eines der schönsten Länder auf dieser Welt. Es bietet alles: viel Kultur, schönste Landschaften mit aktiven Vulkan, sehr freundliche Leute, gute Küche und noch vieles mehr ... wir könnten über Indonesien nichts negatives sagen...
Pulau Tello, im Westen von Sumatra, Indonesien
Das malerische Pulutelo ist ein grösseres Dorf auf der Insel Tello. Pulutelo liegt etwa eine Seemeile von dem Äquator entfernt. Der Westen von Sumatra ist definitiv ein Gebiet, in welchem man sich für einige Monate aufhalten sollte. Wir sind leider in Eile und haben keine Zeit dazu. Rodrigues ist unser Ziel.
Zwischen Pulau Tanahmasa und Tanahbala, Sumatra
Wir wollen zwischen den Inseln Tanahmasa und Tanahbala durchfahren. Die Fahrrinne ist etwas 100m breit. Da wir das erste Mal hier navigieren und über schlechtes Kartenmaterial verfügen, sind wir "doppelt" vorsichtig.
Zwischen Pulau Tanahmasa und Tanahbala, Sumatra
Da die Seekarten für dieses abgelegene Gebiet praktisch unbrauchbar sind (zu grosser Massstab, ca. ½ Meile verschoben, beinahe keine Tiefenangaben), behelfen wir uns mit den Karten von Google. Wenn die Gegend nicht durch Wolken bedeckt sind, sieht man die meisten Untiefen und vor allem, die Koordinaten der Karten stimmen immer.
(Die dunkle Linie ist die Spur unserer Fahrt).
Zwischen Pulau Tanahmasa und Tanahbala, Sumatra
Wir passieren eines der typischen Fischerboote in Sumatra. Die Kanus haben links und rechts grosse Ausleger.
Zwischen Pulau Tanahmasa und Tanahbala, Sumatra
Auf der Seekarte sieht die Passage viel schwieriger aus, als sie tatsächlich ist. Sie ist einfach zu befahren und wir hatten praktisch keine Strömung. Die minimale Tiefe betrug ungefähr 6 Meter unter dem Kiel, also alles kein Problem.
Zwischen Pulau Tanahmasa und Tanahbala, Sumatra
In diesem abgelegenen Gebiet ist die Natur sehr ursprünglich und von Menschenhand beinahe unberührt. Mangroven und unberührte Sandstrände mit Cocos-Palmen sind überall zu sehen. Das Wasser ist absolut klar und sauber. Das einzige was uns fehlt ist 10 bis 15 Kn Wind. Sehr selten braut sich eine dieser gefürchteten Regenwolke mit Böen auf und dann gibt es für etwa eine Stunde sehr starken Wind ... ist uns einmal passiert. Der Regen und die Böen von ca. 40 Kn kamen aus der richtigen Richtung und so könnten wir den Motor für kurze Zeit abstellen.
Zwischen Pulau Tanahmasa und Tanahbala, Sumatra
Wir sind am Ende der Fahrrinne zwischen den beiden Inseln und geniessen die malerische Stimmung.
Sikakap auf Pulau Pagai Utara
Vom kleinen Hafen in Sikakap legt eines dieser riesigen Fischerboote mit den grossen Auslegern ab. Gefischt wird offensichtlich in der Nacht und darum hat das Boot so viele Lampen.
Sikakap auf Pulau Pagai Utara
Sikakap auf Pulau Pagai Utara in West-Sumatra ist unser letzter Ankerplatz in Indonesien. Von hier wollen wir die 2'500 M lange reise nach Rodrigues starten. Solle es uns der Wind erlauben, werden wir vorher die australische Insel Cocos Keeling anlaufen.
Wir erreichen unsere letzte Destination in Indonesien, das kleine Dorf Sikakap auf Pulau Pagai Utara. Dieses verschlafene Nest ist die “Hauptstadt” der Insel – wer hätte das gedacht? Nach beinahe 1.000 Seemeilen unter Motor brauchen wir dringend Treibstoff. Das ist auch der Grund, warum wir Sikakap anlaufen. Unser Problem: Wir haben bereits ausklariert und würden demzufolge “illegal” an Land gehen. Wir kennen Segler, die dadurch erhebliche Probleme mit den indonesischen Behörden bekommen haben. Wir ankern vor dem Dorf und funken den Hafenmeister einige Male an: keine Reaktion. Also fahren wir mit all unseren Kanistern an Land und entdecken eine Leiter in der Hafenmauer, direkt neben einem Polizeiboot. Mutig fragen wir den anwesenden Polizisten, wo wir hier Diesel bekommen können. Er meint, kein Problem, und einige der vielen grösseren Kinder nehmen unsere 10 Kanister in Empfang. Den Diesel gibt es gleich nebenan, für 10.000 Rupiah pro Liter (72 Rappen) – nicht gerade günstig, aber wir nehmen das Angebot an. In Indonesien ist der Diesel eine braune Flüssigkeit und wirklich nicht von bester Qualität. Verunreinigter Diesel oder Wasser darin ist keine gute Sache für unseren Volvo-Motor. Verstopfte Filter oder die kleinen schwarzen Algen können einen Motor zum Stillstand bringen.
Nun gut, die Leute sind wie alle Indonesier sehr nett. Sie versichern uns, dass alles in Ordnung sei und wir uns keine Sorgen machen müssen. Zuerst wird ein Fass mit einem Schlauch geleert. Um den Diesel aus dem Fass zu bekommen, wird er mit dem Mund am Schlauch angesaugt. Durch das Vakuum fliesst der Treibstoff dann in einen unserer Kanister. Am Ende wird das Fass gekippt, der Diesel in einen Eimer geleert und von dort in einen unserer Behälter abgefüllt. Nachdem wir unsere 200 Liter in den Kanistern haben, helfen uns die Kinder, diese in unser Beiboot zu bringen, was wegen der Hafenmauer nicht ganz einfach ist. Sie fahren mit uns zur “NatHape” und haben Freude daran, unseren Tank zu füllen. Zum Dank erhalten sie die gewünschten T-Shirts.
Und zu guter Letzt: Den Hafenmeister haben wir nicht zu Gesicht bekommen. Also keine Fragen von ihm und demzufolge auch keine Probleme für uns. Manchmal hat man eben Glück im Unglück!
Sikakap auf Pulau Pagai Utara, West-Sumatra
Das kleine, verschlafene Dorf Sikakap ist der ideale Platz um Diesel zu bunkern. Auf dem Bild ist die "Tankstelle" zu sehen, wo die Fässer in die Kanister umgeleert werden.
Eine typische Tankstelle ...
Das Tanken von einem Schiff in entlegenen Gebieten ist nicht so einfach. Zuerst muss man den Treibstoff in der gewünschten Menge finden. Dann benötigt man die entsprechenden Behälter in welche der Diesel abgefüllt werden kann.
Eine typische Tankstelle ...
Ist keine Tankstelle (für Autos und Mofas) vorhanden, wird der Diesel aus Fässern in die Behälter gefüllt. Diese fahren wir dann zum Schiff und füllen damit unseren Tank. Es kann schon sein, dass man alles in allem eine halbe Tonne schleppen muss.
Diesel ist in Asien sehr günstig, Die Preise liegen zwischen 50 und 75 Rappen / Lt. Aber wenn man mit einem Segelschiff mangels Wind den grössten Teil der Strecke mit dem Motor zurücklegen muss, dann wird es trotzdem teuer. Der Preis selbst ist eine Sache, der Aufwand, um einen Tank mit 650 Liter zu füllen, ist das Andere ...
Wetterlage am 8. Juli 2017, Südwest-Sumatra
Unser Standort ist der rote Punkt. Auf der Karte sind wir schon längstens in der Zone mit ~20 Kn Wind aus SO. Tatsächlich haben wir keinen Wind und wenn, dann ganz leicht aus Norden.
Heute, am 8. Juli 2017, um 1 Uhr morgens, sind wir ungefähr 330 Seemeilen vor Cocos Keeling und werden diese Insel in etwa zwei Tagen erreichen. Mit grosser Verspätung haben wir endlich den Südost-Passat erreicht und segeln nun mit 7 bis 8 Knoten gen Süden. Die Wellen sind gigantisch, etwa 4 bis 5 Meter hoch, aber das Boot bleibt dank der Segel stabil. Das Schlimmste für ein Segelschiff ist kein Wind, kombiniert mit hohen Wellen – eine echte Albtraumkombination.
In Australien müssen vor dem Einlaufen einige Formalitäten erledigt werden. Der Bericht an die “Australian Border Force” muss 90 Stunden im Voraus eingereicht werden, und natürlich braucht man ein Visum. Xavier, der Neffe von Nathalie, hat das Visum online für uns beantragt. Nathalie bekam ihr Visum sofort, ich hingegen stehe auf der Warteliste ...
Wir sind 70 Seemeilen vor Cocos Keeling, als der Wind plötzlich zu unseren Ungunsten dreht. Da mein Visum nach zwei Tagen immer noch nicht erteilt wurde, entscheiden wir uns, Cocos Keeling nicht anzulaufen und direkt zur 2.050 Seemeilen entfernten Insel Rodrigues zu segeln. Die Fahrt dauert rund 11 Tage. Etwas später kam die Anfrage der australischen Einwanderungsbehörde: “We need your full name and ALL previous old passport numbers you have held, and ALL previous travel dates to Australia in your lifetime (please attempt to provide as many arrivals/departures as possible).” Wir haben die alten Passnummern geschickt, und nach weiteren zwei Tagen war ich endlich im Besitz eines gültigen australischen Visums … zu spät für uns. Denn wir sind bereits 200 Seemeilen von Cocos Keeling entfernt, mit Kurs auf Rodrigues. Wir segeln mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 8 Knoten, bei schönstem Wetter und etwas rauer See mit sehr hohen Wellen.
Juli 2017 - was macht man auf einer langen Segelreise?
Grundsätzlich läuft das Schiff unter Autopilot, was bedeutet, dass wir nicht selbst steuern müssen. Wir geben einfach den gewünschten Wegpunkt in den Computer ein, und der Autopilot steuert exakt darauf zu. Oder wir fahren nach dem idealen Windwinkel; ändert sich dieser, passt der Autopilot den Kurs an, damit die Segelstellung optimal bleibt. Selbst zu steuern wäre auch nicht unbedingt spassig, denn 24 Stunden am Tag den Kurs in Richtung Rodrigues zu halten, ist definitiv die langweiligste Schwerstarbeit. Da die Winde nur durch gelegentliche Regenschauer gestört werden, muss man auch an der Segelstellung nicht viel ändern. Die Segel werden einmal auf optimale Geschwindigkeit eingestellt und dann so belassen. Der “Rede kurzer Sinn” ist: Wir haben viel Zeit.
Eine unserer “Hauptbeschäftigungen” ist es, die fliegenden Fische, die unser Deck als Landepiste verwechseln, einzusammeln und wieder über Bord ins Meer zu werfen. Sonst ist alles Routine: Man hängt ein bisschen herum, kontrolliert das Schiff, schläft, kocht, isst, liest, schreibt ein wenig an der Webseite und geniesst natürlich die idealen Segelbedingungen zusammen mit dem schönen Wetter. Es ist ein harter Job, aber jemand muss ihn ja machen😊 ...
Die fliegenden Fische ...
Jeden Morgen finden wir fliegenden Fische, welche dummerweise unser Deck als Landepiste verwechselten.