Die Distanz von Pulau Sembilan in den Norden von Belitung beträgt etwas weniger als 60 SM. Bis auf die letzten 10 SM fuhren wir - mangels Wind - alles unter Moor. Als wir Belitung erreichten, tobte ein grosses Gewitter direkt über unserem vorgesehenen Ankerplatz. So entschieden wir uns, 2 Stunden zu warten, bis sich das Unwetter verzog. Bei leichtem Regen viel unser Anker in Position 02 33.836 S und 107 39.879 N auf 5 Meter Tiefe.
Ankunft im Norden von Belitung bei starkem Unwetter.
Wir bleiben zwei Tage in Belitung, die Zeit des Indonesischen Visa läuft ab, wir haben noch acht Tage Zeit, um in Indonesien zu weilen. Zudem hat sich das Wetter verschlechtert, ab Mittag ziehen die Regenwolken, begleitet von teilweise starken Gewittern auf. Wir müssen Proviant kaufen und auf dem Weg zur Stadt Tanjung Padan kommen wir an einer Werft vorbei, welche kleinere, traditionelle Schiffe aus Holz baut. Es ist sehr interessant, wie die Schiffe mit einfachsten Hilfsmitteln gebaut werden. Ich habe vor Jahren in einem grösseren "Coop-Do-it-your-self" in Luzern gefragt, wie viele Artikel am Lager geführt werden ... es sind ungefähr 250'000. Auf diesem Platz am Meer in Belitung habe ich Holz, Motorsäge, normale Sägen, selbst hergestellte Holzdübel, einige Holzbearbeitungsgeräte, Bohrer, Dichtungsmaterial, Pinsel und Farbe gesehen. Es gibt sicher noch einige mehr ... aber mehr als 100 verschiedene Tools werden hier für den Bau eines Bootes sicher nicht verwendet.
Traditieneller Schiffsbau und Werft für Reparaturen nahe der Stadt Tanjung Padan in Belitung.
Die Leute hier sind wirklich friedlich. Sie lassen uns auf alle Schiffe, wir dürfen fotografieren und sie haben Zeit für ein kurzes Gespräch.
Herstellung eines grösseren Fischerbootes.
Über einem kleinen Feuer werden die Bretter für die Seitenwände in die richtige Rundung gebracht ...
Die Holzdübel werden mittels eines kleinen Eisenteils mit einem Loch hergestellt.
Der erste Schritt zum Schiff, der Kiel und der Frontbalken.
Ein beinahe fertig gestellter Rumpf ...
Der im Norden gelegen Strand von Belitung, Kepayang, bietet mit seinen bizarren Steinformationen einen aussergewöhnlich schönen und interessanten Anblick. Es sind die faszinierenden Felsformationen aus Granit, welche sich über die Strände ausbreiten. Angefangen von ein paar Kubikmetern, können diese riesigen Granitfelsen Ausmasse eines mittleren Hauses haben. Eine Formation hat sogar einen kurzen Tunnel, so dass wir mit unserem Beiboot eine Fahrt durch die Felsen riskieren können (1. Bild unten).
Es scheint, als ob es hier vor Jahrmillionen einmal Steine vom Himmel "geregnet" hat. Wir nutzen das schöne Wetter des Sonntagmorgen um zu Fotografieren. Hier ist das Resultat ...
Nicht nur die Strände sind interessant, in Belitung gibt es viele aufgestellte, indonesische Touristen, welche mit der Fähre von Jakarta oder aus anderen Städten anreisen. Weil ausländische Touristen hier eine rare Sorte sind, wollen viele Indonesier ein Foto mit dieser Spezies, natürlich mit ihnen zusammen. Wir nutzen diese Gelegenheit ebenfalls und schiessen auch ein spassiges Gruppenfoto mit den vielen moslemischen Frauen, welche wir nicht kennen. Aber das ist auch nicht notwendig, wir sehen, dass Indonesierinnen Freude daran haben und geteilte Freude ist eben doppelte Freude ...
Die indonesischen Damen am Strand von Belitung wollen unbedingt ein Bild mit uns. Also nutzen wir die Gelegenheit und knipsen ebenfalls ein Bild mit uns :-)) ...
4. Äquatorüberquerung
Nathalie liebt jeden Grund für ein kleines Fest. Dieses mal war es die 4. Äquatorüberquerung während unserer Reise. Für unsere Gäste gab es eine kleine Zeremonie mit der obligaten Münze (2 Euro und 2 Schweizer Franken) und einem Schluck Martini Biancoo und einem weiteren Martini Rosso, natürlich alles für Neptun, damit er für unsere Seereisen weiterhin gut gestimmt ist ... der Wind war nach der Zeremonie leider immer noch schwach, dafür verzogen sich die Gewitterwolken.
Äquatorüberquerung von der südlichen zur nördlichen Halbkugel ...
Unser Segeltörn auf „Nathape“
Bericht von Anika und Sandro
Noch immer können wir unser Glück kaum fassen. Dank unseren Freunden Nathalie & Hans-Peter haben wir die Möglichkeit ein ganz anderes Reisen kennenzulernen. Die beiden sind seit 15 Jahren mit ihrem „Zuhause mit Segeln“ auf See unterwegs & haben uns eingeladen sie ein Stück zu begleiten.
Nach unserer vom Vulkanausbruch auf Lombok gesteuerten Anreise, sind wir dennoch planmässig am 06.11.2015 in Bali angekommen. Mit genügend Proviant für die kommenden Tage im Gepäck hatten wir uns auf den Weg nach Lovina, unserem Treffpunkt, gemacht. Am Strand angelangt erwartete uns bereits ein Einheimischer, welcher uns & unser Gepäck mit seinem kleinen Holzboot zur „Nathape“ brachte. Wir waren total überwältigt & überglücklich endlich Nathalie & Hans-Peter wiederzusehen.
Den ersten Tag an Board war uns ziemlich flau im Magen zumute, aber wir haben uns tapfer geschlagen & sind nicht seekrank geworden. Obwohl dies manchmal schwierig war, bei hohem Wellengang und Schiffsneigung von bis zu 10°. Da sind das ein oder andere blaue Fleck oder eine Beule am Kopf vorprogrammiert. Vor allem das Kochen & der Toilettengang werden dann zur echten Herausforderung! Doch schon nach kurzer Zeit haben wir uns dank der Herzlichkeit der beiden bestens eingelebt & freuen uns tierisch sie eine längere Zeit begleiten zu dürfen.
Am darauffolgenden Morgen sind wir schon früh gestartet, da wir eine weite Strecke vor uns haben. Der Weg sollte uns an einigen einsamen & auch teilweise bewohnten Inseln, in den Regenwald zu den Orang Utan & weiter über den Äquator bis nach Singapur führen.
Jeder Tag, nein jede Stunde ist für uns ein Abenteuer, da man nie weiss was man unterwegs alles sehen wird oder sich das Wetter blitzartig ändert kann. Teilweise hatten wir mit sehr schlechten Wind zu kämpfen & mussten öfters mal Motoren. Doch das ist kein Vergleich zum Fahren unter Segeln. Es ist unbeschreiblich & traumhaft schön!!! Ruhig; nur den Wind hört man in den Segeln blasen & das Schiff wiegt sich gleichmässig mit den Wellen auf dem Meer.
Nathalie & Hans-Peter bringen uns so viel wie möglich über das Segelsetzten, Navigieren, Streckenplanen, Ankern, Knoten usw. bei. Ist schon faszinierend mit welcher Technik so ein Segelschiff ausgestattet ist. Es kann gleich Navigieren wie ein grosser Frachter.
Sandro ist unser persönlicher Schiffs-Chefkoch & macht jede Mahlzeit zum Hochgenuss. Auch Nathalie verwöhnt uns kulinarisch mit selbstgemachten Joghurt & frisch gebackenem Brot.
Die tollsten Erlebnisse für uns waren bis jetzt folgende...
Delphineschulen sichten, die in unmittelbarer Nähe von uns schwimmen & Sprünge & Saltos zu unserer Unterhaltung darbieten.
Das Vorfinden einer ganzen Seesternfarm mit unzähligen Eiern der Stachelhäuter am Strand der Insel Noko, darunter auch mutierte Tiere mit 4 oder 6 Armen.
Mit den Einheimischen der Insel Bawean frisch gepflügte Kokosnüsse trinken & traditionelle Musik auf einem speziell geschnitzten Holzstamm machen.
Dingi-Fahrprüfung mit Hans-Peter als Fahrlehrer, mit Hindernis-Parcours durch riesige Felsspalten. Dingi-Fahrten zum Schnorcheln in wunderschönen Buchten & Riffen. Dabei konnten wir die vielfältige Unterwasserwelt entdecken mit riesigen Korallen, Anemonen, Muscheln, Fischen, Seeigeln, Quallen, Schildkröten...
Auf dem indonesischen Teil der Insel Borneo vor der Stadt Kumai ankern & dort eine Tour in den angrenzenden Nationalpark machen. Für 2 Tage/1 Nacht ging es mit einem Klotok (Hausboot) in den Regenwald, um dort auf wilde Orang Utan, Krokodile, Schlangen, Leguane, Nasenaffen, Wildschweine, farbenfrohe Vögel & Vielem mehr zu treffen. Es herrschte eine wahnsinnige Spannung in der Luft, als man es überall in den Bäumen rascheln hörte & das Wiegen der Baumstämme schon von weitem bemerkte. Die Orang Utan näherten sich langsam & hangelten sich von Baum zu Baum um ein paar Bananen abzustauben. Vor allem die Alfa-Männchen waren sehr imposant mit einem Gewicht von bis zu 140 kg & einer Stärke von insgesamt 8 Menschen. Die Mutterliebe zu ihren zuckersüssen Baby’s ist ebenfalls faszinierend, da die Kleinen bis zum 4/5 Lebensjahr bei der Mama bleiben um ihren Nachwuchs auf das Leben vorbereiten.
Selbst geangelten Fisch sofort zu leckeren Essen verarbeiten, egal ob Barrakuda, Mahi-Mahi oder Wahoo – alles super lecker!
Stundenlanges Jassen mit viel Ehrgeiz & ohne Gnade für den Gegner.
Wir könnten noch viel mehr aufzählen, da einfach alles ein Erlebnis ist für uns war.
Heute Morgen (25.11.2015) haben wir zum ersten Mal den Äquator mit einem Segelschiff überquert & traditionshalber wurde eine kleine „Zeremonie“ abgehalten. Nathalie hat uns lustig eingekleidet mit tahtianischem Pareo & wir mussten uns am Bug bereitstellen. Als wir die Äquatorlinie überquerten & das GPS auf 0,000 stand, haben wir Neptun zu ehren einen CHF & €, zusammen mit einem Schuss Martini geopfert & Sandro ihm folgenden Spruch gewidmet:
Neptun ooh... Neptun, Lueg guet zum Schiff, dä Fisch, zum Wind & dä Wälle.
Mach dini Ufgab guet, Suscht leck mir a dä Schälle!
San & Han
Fazit unserer 3-monatigen Indonesienreise
Wir haben die Nongsa Marina auf der Insel Batom erreicht. Diese Insel liegt direkt südlich von Singapur und hier endet unsere Indonesienreise. Wir haben in drei Monaten mit dem Schiff beinahe 6'000 km zurückgelegt. Dies entspricht etwa der Strecke von der Ostschweiz > Österreich > Ungarn > Rumänien > Schwarzes Meer > Georgien > Aserbeaijan > Kaspisches Meer > Turkmenistan / Iran > Afghanistan > Pakistan und dann bis New Delhi in Indien. Pro Tag sind wir im Schnitt 67 km gesegelt. Davon vielleicht ein Drittel unter Motor.
Indonesien ist ein sehr grosses Land mit ungefähr 13'600 Inseln. Sollte jemand den Plan haben, jede Insel nur eine Woche lang zu besuchen, dann benötigt er ein langes Leben, er müsste im Minimum das biblische Alter von 261 Jahren erreichen.
Streckenvergleich unserer dreimonatigen Reise durch Indonesien
Indonesien ist ein phantastisches und eines der schönsten Reiseländer. Das auf viele Inseln verteilte Land ist hinsichtlich Kultur, Natur, Klima und Vegetation sehr verschieden. Mehr als 300 verschiedene Volksgruppen leben zusammen und es werden über 580 unterschiedlichen Sprachen zur Kommunikation benutzt. Diese ethnische und sprachliche Vielfalt hat sich Indonesien bis heute bewahrt.
Mit dem Segelschiff in Indonesien zu reisen ist sehr kompliziert. Man braucht eine Bewilligung zum Segeln (CAIT), ein Sponsorletter, ein Schreiben der Quarantäne, ein Papier, welches den provisorischen Import des Bootes bescheinigt und sicher noch ein paar Dokumente mehr. Dies alles erledigt ein indonesischer Agent, welcher auch das und jene vergisst. Diese vergessenen Papiere fehlen dann beim Ausklarieren. Aber der administrative Aufwand lohnt sich, denn Indonesien bietet sehr viel. Nur die Zeit ist zu knapp, in drei Monaten kann man nicht all das sehen, was man gerne möchte ...