2010.05 - Vanuatu 1


Unsere Einträge im Logbuch
(absteigend, das Neueste zuerst)

2010 - Mai, Tanna-Island, Port Resolution




Vanuatu (ehemals Neuen Hebriden) ist eine Inselgruppe im Süd-Pazifik, zwischen Fiji und Australien liegend. Ungefähr 200'000 Einwohner leben auf 83 verschiedenen Inseln, verteilt auf mehr als 3'000 Dörfer. Die Dörfer sind vielfach sehr isoliert voneinander und es werden mehr als 100 verschiedene Sprachen gesprochen. Es gibt noch heute Siedlungen, welche völlig abgeschieden von der Aussenwelt leben, die Frauen Baströcke tragen und die Männer sich mit einem Namba (ein Bananenblatt um den Penis gewickelt) kleiden. Vor 30 oder 40 Jahren hörten die Einwohner von Vanuatu offiziell auf, sich gegenseitig zu verspeisen und sie sind seit rund 3 Jahrzehnten unabhängig.

Laut NEF (New Economy Foundation) leben hier, betreffend Zufriedenheit, Lebenserwartung und Umgang mit der Umwelt, die glücklichsten Menschen der Welt ... wir haben ein 4-monatiges Touristen-Visa erhalten. um herauszufinden, wie glücklich und herzlich die Menschen hier sind!


Alle gezeigten Kultgegenstände haben wir an einer Ausstellung von Paul Gardissat im Gebäude der Europäischen Union in Port Villa fotografiert. Paul Gardissat sammelte die Kultgegenstände auf den verschiedenen Inseln von Vanuatu während 45 Jahren.

Insel Tanna mit Vulkan Yasur ...



Nicht ganz 3 Tage benötigten wir von Fiji nach Tanna, einer der südlichen Inseln von Vanuatu. Wir ankern morgens um 6 Uhr in Port Resolution. In diese traumhafte Bucht segelte im Herbst 1774 Captain "James Cook" mit seinem Schiff „HMS Resolution“ während seiner zweiten Forschungsreise durch die Inselwelt des Südpazifiks. 

Von unserem Nachbarschiff erfahren wir, dass ein kleiner Truck um 7h nach Lenakel fährt, wo wir einklarieren müssen. Die kurze Zeit reichte, wir schaffen es rechtzeitig zum Fahrzeug. Die Insel Tanna ist geprägt durch den Vulkan Yasur, welcher unaufhörlich Asche in einer riesigen Rauchwolke ausstösst und über die ganze Insel verteilt. Um besser atmen zu können vermummt man sich. Aschepartikel, vom Seewind herüber getragen, legen sich auf Haare, Kleidung und kleben auf der Haut. Die Fahrt nach Lenakel dauert etwas mehr als 2 Stunden und führt uns durch eine der eindrücklichsten Landschaften, welche wir je gesehen haben. Der von überall sichtbare Vulkan mit seinen grollenden Geräuschen, die üppige Vegetation, die Rauchwolke und die Asche, die Behausungen der Einwohner ... wir fühlen uns um Jahrtausende zurückversetzt. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein.

Truck nach Lenakel, der kleinen Stadt auf Tanna.
Der von überall sichtbare Vulkan Yasur.
Impression von Lenakel ...
Ein "Banyan-Tree" dient als Dach des Marktes ...



Am Abend bringt uns derselbe Fahrer auf den Vulkan Yasur. Der Truck führt uns beinahe bis ganz oben, nur die letzten 200 oder 300m gehen wir zu fuss. Mit jedem Schritt näher dem Krater werden die dröhnenden Geräusche lauter. Und dann blickt man in die Tiefe und sieht die glühenden Lavaausstösse mit den begleitenden Aschewolken aufsteigen. Das Bersten, Donnern und Tosen tönt für uns, als ob ein Kampfgeschwader Kampfjets gleichzeitig die Triebwerke zünden würde. Leider war der Wind am Krater so stark und rüttelte derart am Stativ, dass die Langzeitbelichtungen etwas unscharf wurden.




Ein paar Meilen vom Vulkan Yasur entfernt, an der Sulphur Bay, befindet sich im Dorf Ipenkel das Zentrum des Cargo-Kults. Jeden Freitag versammeln sich die Anhänger der John Frum-Bewegung zum Fahnenappell auf dem Dorfplatz, singen, tanzen und beten in der Hoffnung, dass ihr mysteriöser Messias mit seinen 5000 Kriegern und Soldaten aus dem feurigen Schlund des Mount Yasur aufsteigt und die nach Kriegsende 1945 versprochenen Konsumgüter (Cargo) vor seinen Gläubigen ausbreitet. John Frum wird kommen, dass ist für die Menschen rund um die Sulphur Bay eine absolute Gewissheit ...

Es treten Musikgruppen aus verschiedenen Dörfer auf und jede spielte 10 Songs mit Themen aus der Bibel. Die Einwohner des Dorfes sitzen um die Musikanten herum und singen mit. Im Hintergrund dröhnt der Vulkan und man sieht im rot gefärbten Nachthimmel die Lavaeruptionen. Was für eine Stimmung ...

Der "John From", der Cargo-Kult der Insel Tanna, Vanuatu...







2010 - Mai, Efate



Leider müssen wir nach nur einem Tag Tanna verlassen, schade. Das Wetter schlägt um und wir erwarten 15-20Kn Wind aus Nordost. Port Resolution ist gefährlich für solche Winde und wir entscheiden uns notgedrungen nach Port Vila auszulaufen.

Fast unglaublich, was man in einem Tag erleben kann. Natürlich war die Zeit viel zu kurz und deshalb werden wir am Ende unserer Vanuatureise nochmals versuchen Tanna anzulaufen. Und dann hoffen wir, etwas mehr Zeit zu haben, als nur ein par kurze Stunden ...

Wir starten einige Stunden später als die viel kleiner Yacht "Bosun Bird" mit Nick und Jenny. Beim Überholen nutzen wir die Gelegenheit, von Ihnen einige Fotos zu schiessen. Im Gegenzug erhalten wir von ihnen das abgebildete Foto. Die Fahrt verlief schnell, wir hatten hohen Seegang und in der Nacht erlebten wir die stärksten tropischen Niederschläge. Unvorstellbare Wassermassen ergossen sich über uns.

Unterwegs nach Port Villa, Efate ...



Mai 2010 - Port Villa

Wir verbringen einige Tage in Port Vila, der Hauptstadt von Vanuatu und erholen uns von den anstrengenden Überfahrten. Neben uns - rechts im Bild - ankert die "EOS", das grösste private Segelschiff der Welt.




Gemütlich Stimmung ...
Abendstimmung in Port Villa ....

2010 - Juni, Epi-Island



Der vielleicht 10-jährige kletterte innert ein oder zwei Minuten auf die Palme und holte uns - ohne jegliche Hilfsmittel - frische Kokosnüsse. Und wahrlich, er suchte sich für seine Kletterpartie nicht die kleinste Palme aus ...
Mut kann man den Kindern von Epi nicht absprechen.
Der vielleicht 10-jährige kletterte innert ein oder zwei Minuten auf die Palme und holte uns - ohne jegliche Hilfsmittel - frische Kokosnüsse. Und wahrlich, er suchte sich für seine Kletterpartie nicht die kleinste Palme aus ...


Die Einwohner von Vanuatu sind zurückhaltender als die Fijianer. Man muss den Kontakt zu Ihnen suchen und wenn man ihn gefunden hat, sind sie genau so herzlich. Atis zeigt uns sein Haus und die Gärten. Er gibt uns kiloweise Gemüse. Geld will er keines dafür und er meint, in Vanuatu gibt es Essen im Überfluss.

Kava ist das Nationalgetränk von Vanuatu. Im Gegensatz zu Fiji ist hier der Mix sehr stark. In der Kava-Bar genehmigen wir uns zwei "Schüsseln" a 100 Vatu. Eine hätte gereicht :-)) ... denn man hat mit dem Getränk im Magen sofort das Gefühl, dass der Boden nicht ganz eben ist. Im Gegensatz zu Alkohol hat Kava eine beruhigende Wirkung. Es gibt keinen Schwips oder Rausch, niemand wird davon aggressiv oder laut und es am nächsten morgen fehlt der "Kater". Schon in Fiji schmeckt das Getränk nicht gerade gut, aber hier ist es abscheulich bitter.

Vor unserer Fahrt zu den nördlichen Inseln ankern wir in Havanah Harbour, im Westen von Efate.
Der Laden ...
Die Kava-Bar heisst in der Sprache Bislama "Nakamal". Wir treffen dort den 23-jährigen Ricardo aus Spanien.
Die Einwohner der Nachbarinsel ...
Wir erreichen innerhalb des Tages die Lamen-Bay auf der Insel Epi.
Die Köchin mit ihrer Küche im kleinen "Paradise Sunset Bungalow"



Atis
ist nicht nur sehr freundlich, er ist auch clever. Da er für diese Insel ein sehr schönes Haus hatte, fragte ich ihn aus purer Neugierde, ob er auf sein grosses Anwesen Steuern bezahlen müsse. Nach langem Zögern kam die für mich damals sehr überraschende Antwort: "Nein, denn Vanuatu sei kein korrupter Staat". Ich muss sagen, 100% Recht hat er. Die Staaten mit sehr hohen Steuern sind auch diejenigen, mit den höchsten Schulden. Fazit: Hohe Steuern kann man mit grosser staatlicher Verschwendung und damit mit hoher Verschuldung gleichsetzen. Wenig Steuern zu bezahlen ist für alle Beteiligten sehr gesund, jedem geht es besser. Der Bürger hat mehr Geld in der Tasche und der Staat ist schlank und hat wenige Verpflichtungen.

Atis zeigt uns sein Anwesen und seine Gärten, und verwöhnt uns mit verschieden tropischen Gemüsen.
Idylischer Strand von Epi ,,,

2010 - Juni, Pentecost-Island, Homo-Bay



Pentecost-Island ... Happy people.



Die Inselwelt von Vanuatu ist voller Überraschungen: Die Insel Pentecost wurde an einem Pfingstsonntag von Europäern entdeckt, daher wurde sogleich dieser Name verliehen. Das Leben auf dieser Insel ist mit vielen Mythen und Legenden verbunden. So besagt die Entstehungsgeschichte hier, dass die ersten Menschen sich aus Kokosnüssen entwickelten ...

Wir ankern in der Homo Bay im Südwesten der Insel. Die Kinder besuchen uns mit ihren Kanus, wir verbringen tolle Tage hier und haben ausserordentlich Glück, dass wir die "Nangol"-Zeremonie sehen können. Dazu mehr im nächsten Abschnitt.

Alle warten am Steg ...



Die Kinder besuchen uns unaufhaltsam. Samstag und Sonntag war bei uns "Full-House" ...
Kency & Harry, zwei der grossen Springer am Nangol ...





2010 - Juni, Pentecost-Island, Homo-Bay - Nangol



Der südliche Teil der Insel Pentecost ist weltbekannt für das "Land-Diving"-Ritual (Nangol). Es findet während den Monaten April, Mai und Juni, wenn der Yam geerntet wird, statt. Dies ist auch die Zeit, in welcher die Lianen am trockensten sind. Die Männer springen im Gedenken an die Sage von "Tamalie":

Alles fing an vor undenkbar vielen Jahren, als eine von ihrem Manne - Tamalie - geschlagene Frau davon lief. Sie versteckte sich oben auf einem hohen Baum. Als der Mann sie fangen wollte, sprang sie in die Leere und er sprang ihr nach, aber starb bei dem Aufschlag. Seine Frau wurde vom Tode verschont, weil sie so schlau war, sich Lianen um die Beine zu binden. Am Anfang war dieses Ritual alleinige Sache der Frauen, um die Legende weiter zu führen. Sehr schnell behaupteten die Männer, das Ritual wäre schamlos, unanständig und anstössig, weil die Baströcke die ganze feminine Intimität beim Springen freigegeben haben. Seit dem springen nur die Männer, um den Frauen ihre Stärke zu demonstrieren und ihnen zu zeigen, dass sie die heutigen Männer nicht mehr mit diesem Trick in die Irre führen können.

Nangol - Land-Diving ...


Nangol, der Turm ...


Jedes Jahr bilden die Männer von Homo Bay einen riesigen Turm, gefertigt aus Liane und Holz, um eine grosse Palme herum, welche keinen "Kopf" mehr hat. Diese Türme können bis 35m hoch sein.

Die Vorbereitungen am Tag zuvor ...
Land Diving oder der Ursprung des Bungy-Jumping
Nangol, der Tanz, die Zeremonie ...
Während dem Springen tanzen Frauen, Männer und Kinder am Turm, um den Springern Mut zu geben. Die Männer tanzen mit dem traditionellen Kostüm namens "Namba" ...


Chief "LUKE" mit Nathalie im Gespräch ...



Nangol, Land Diving ...


Der Turm hat Plattformen in verschiedenen Höhen. Den Mutigsten bleibt die höchste vorbehalten. Helfer, welche auf verschiedenen Stellen im Turm platziert sind helfen, dass sich die Lianen nicht verwickeln und korrekt öffnen. Die Lianen sind nicht wirklich elastisch, der Sprung wird unmittelbar auf Erdhöhe abrupt gestoppt. Die Springer berühren den Grund mit dem Kopf oder sogar einer Schulter. Es hat einen spektakulären Unfall anlässlich des Besuchs der Königin Elisabeth im Februar 1974 gegeben, als ein Springer starb. Die Ursache war, dass der Sprung  ausserhalb der Saison stattfand und die Lianen nicht trocken waren.

Sprung Harry ...
Sprung Samuel ...