2008.11 - Indien 1


Unsere Einträge im Logbuch
(absteigend, das Neueste zuerst)

2008 - November, Uttaranchal



Unsere Reise führte uns von New Delhi in den Norden nach Rishikesh, Haridwar, und Mussoorie. Die Stadt Haridwar ist seit alters her ein wichtiges Pilgerzentrum für die Inder.

Der erste Teil unserer Reise wollten wir im Norden Indiens, in Ladakh verbringen. Dieses Gebiet wird das "Tibet Indiens" genannt und liegt vor der Himalaya-Gebirgskette auf 3'000 bis 4'000 müM. Der frühzeitige Wintereinbruch führte zur Schliessung der dortigen Passstrassen und zu Temperaturen unter -20°. So entschieden wir uns, in die etwas weniger nördlich gelegenen Berge zu reisen, ins Gebiet Uttaranchal. Obwohl uns diese Reise gefallen hat, ist sie keine Alternative zum exotischen Ladakh. Den Besuch dort wollen wir in der Zukunft nachholen ...





Incredible India ... Bild: Rishikesh




First Impressions


Incredible India' ist in Indien der Werbeslogan für die Touristen. Diese zwei Wörter beschreiben exakt die indischen Verhältnisse. Das Chaos, die Gegensätzlichkeiten, den Hinduismus, Buddhismus, Jainismus und Islam mit ihren Tempeln und Moscheen, die indische Kultur und die Lebensweise sind so Widersprüchlich, dass man einige Tage braucht, um sich im 'incredible India' einzuleben und zurechtzufinden. Dann erst wird das Reisen durch Indien zum Genuss. Vorerst aber unsere ersten Eindrücke ...



"Never trust an Inder", sagen die Inder. Und wenn es die Inder selbst sagen, dann wird es wohl stimmen ... Man hat hier schnell den berechtigten Eindruck, dass die Inder hinter jeder Rupie her sind, wie der Teufel hinter der armen Seele. Jedes Gespräch hat die Absicht, etwas Verkaufen zu wollen oder den Angesprochenen in einen Laden zu schleppen, damit er dort etwas kauft und der 'Schlepper' seine Provision vom Verkauf kassieren kann. Es ist nicht ganz einfach, diese Leute zu ignorieren, denn sie gehen ihrem Versuch äusserst penetrant und hartnäckig an. Das ist natürlich schade, denn ein Kontakt zu den Einheimischen kommt so nur schwer zustande. Ein weiteres Problem sind die 'organisierten' Bettler. Mit derselben Hartnäckigkeit versuchen die vielfach völlig zerlumpten und teilweise arg verkrüppelten Leute an das Geld der Angebettelten zu kommen. Und dann ist da der allgegenwärtige Staat mit seinen Bediensteten, welche ebenfalls irgendwelche Abgaben verlangen. Wie wir bemerken, nicht nur von uns Touristen, sondern mehr noch von den Einheimischen. Das Geld, welches bei diesen Gelegenheiten ausgegeben wird, kann man vom Wert her vernachlässigen, es ist nicht die ausgegebene Summe die stört, es ist die immer währende Belästigung, welche nervt. 10 Rupien gibt man diesem oder jenem Bettler, 10 Rupien erhällt auch der Mann, welcher die Koffer ins Zimmer trägt. Und zehn Rupien entsprechen etwa 0.20 US$. Alles ist hier sehr günstig zu haben. Ein Auto mit Chauffeur inkl. all seinen Unkosten bekommt man für 40 US$/Tag, Indisches Nachtessen für zwei Personen kostet 4 US$, ein gutes Mittelklassehotel inkl. Frühstück gibt es für weniger als 20 US$/Nacht. Heute assen und tranken wir zu Dritt in einem indischen Strassenkaffee für sage und schreibe 130 Rupien, welche etwa 2.60 US$ entsprechen.




Wer einmal den Verkehr und die Fahrweise der Inder gesehen hat, der weiss, dass er in dieser Hinsicht das Schlimmste gesehen hat. Nirgendwo auf der Welt haben wir eine solche Fahrweise gesehen wie hier. "I'm first", sagt sich der Inder, so die Meinung unseres 1. Fahrers "Raj". Überholt wird immer, auch bei Gegenverkehr und das schlimmste daran ist, dass auch der Gegenverkehr permanent am Überholen ist. Befindet man sich im Stau, dann wird gedrückt und abgewürgt, was das Zeug hält. Gut bedient ist nur, wer das grössere und schwerere Fahrzeug hat. Da sich jeder gleich verhält - auch der Zweiradfahrer, nimmt es der 'Besiegte' gelassen und geht den 'Krieg' um den nächsten Strassenmeter sofort von neuem an. Man muss es wissen, in der Schweiz fahren die Auto rechts, in England fahren sie links und in Indien fahren sie überall. Und inmitten dieses Chaos spazieren die 'heiligen Kühe', welche ganz offensichtlich eine Vorliebe für die Strassmitte haben ...

Das totale Durcheinander herrscht nicht nur auf der Strasse, es ist allgegenwärtig. Man muss in den ersten Tagen lernen, das indische Chaos und all die krassen und für uns teilweise unverständlichen Gegebenheiten unberührt an sich vorüberziehen zu lassen, ohne dass diese einem in irgendwelcher Art berühren. Dann wird der Aufenthalt in dem 'incredible India' wesentlich einfacher, angenehmer und unvergesslich ...




November 2008 - Rishikesh


Das am Fusse des Himalaya gelegene Rishikesh ist eine bekannte Pilgerstadt. Durch Rishikesh fliesst der Ganges, der hier nicht nur durch mythologische Bedeutsamkeit als heiliger Fluss, sondern auch durch klares Wasser und landschaftliche Schönheit besticht. Der Ganges verlässt hier den Himalaya und fliesst dann weiter durch die Ebenen Nordindiens bis zum Golf von Bengalen.

Die Brücke Lakshman Jhula in Rishikesh



Rishikesh
... schon im Namen verbirgt sich die Bedeutung des Ortes. Das Zentrum der "Rishi", der heiligen Männer, die durch Askese, Yoga und Meditation die Vereinigung mit dem göttlichen Anstreben.



Szenen von Rishikesh


Zur abendlichen Arti-Zeremonie, werden die Asche der Verstorbenen in den Ganges gestreut. Im Gedenken an diese, werden kleine Schiffe aus Blättern, mit Blumen und einer brennenden Kerze in den Fluss gesetzt.



November 2008 - Haridwar


Für die Gläubigen der Religion Hinduismus ist Haridwar eine Pilgerstätte und zählt zu den sieben heiligen Städten. Hauptzielpunkt der Pilger ist der Hari-ki-Pauri. Im Brahmakund fliessen nach Vorstellung der Gläubigen die himmlischen Wasser in den Ganges. Ein Tempel hier soll den Fussabdruck Vishnus enthalten. Der Ort ist deshalb bedeutsam, weil hier der Eintritt des Ganges in die Ebene gesehen wird.

Haridwar am Ganges
Im Ganges badet man sich, um von den Sünden loszukommen. Hier das "Har ki Pairi Ghat" in Haridwar.


Haridwar, was wörtlich Gottespforte bedeutet, ist einer der heiligsten hinduistischen Orte in Indien und seit Jahrhunderten ein Zentrum der hinduistischen Religion und Mystik. Der am Ganges gelegene Ort zieht zahlreiche hinduistische Pilger aus der ganzen Welt an.

In Haridwar finden viele religiöse Feste statt, von denen das Bemerkenswerteste das alle zwölf Jahre stattfindende Kumbh Mela ist, das grösste Fest der Menschheit, das im Jahre 2003 den Rekord von 70 Millionen Teilnehmern aufstellte.

Gott ist in allem, sagen die überzeugten Hindus, auch in den Tieren. Die Kuh ist die Mutter von Millionen indischen Menschen, darum wird sie heilig sein ...



November 2008 - Mussoorie


Mussorie, die 1827 von den Engländern gegründete Stadt ist bevorzugtes Ferienziel der Einwohner von Delhi. Im Sommer entkommen sie ihrem Smog und geniessen hier kühle und frische Bergluft.

Ein Besuch von Mussorie lohnt sich, wegen des Blicks auf die nicht mehr allzuferne Himalaya Gebirgskette.





2008 - November, die Tempel von Indien ...



Indien ist als ein tief spirituelles Land bekannt, sozusagen die Wiege der Religionen. Bei den ersten Eindrücken ist nicht viel davon zu sehen. Die religiösen Monumente und Symbole beginnt man erst nach Tagen richtig zu erkennen. Tempel, kleine Heiligtümer, religiöse Symbole, die auf dem Trottoir stehen, und vor allem Menschen, die religiöse Gesten machen, selbst, um nur "Guten Tag" zu sagen, indem man die Handflächen gegeneinander und vor die Stirn hält und 'namaste' sagt, "ich (ver)ehre dich".

"Lal Mata Tempel" in Haridwar welcher sehr an die Vergnügungspärke von Walt Disney erinnert.
Hindutempel "Tapkeshwar" in Dehra Dun



Religiöse und spirituelle Menschen sind allgegenwärtig: Priester, Asketen und Mönche. Männer und auch Frauen zeigen durch ihre Kleidung oder andere Symbole, die sich an sich tragen, ihre Zugehörigkeit zu einem System oder einem religiösen Orden. Einige erscheinen extrem würdevoll und ehrwürdig, egal, ob sie gut gekleidet sind oder wenig. Es gibt andere, die wie arme Bettler aussehen, die aber auch religiöse Zeichen tragen oder ein gewissen spirituelles Leben führen.

Die Mönche des Hinduismus sind die Sadhus. Sie leben häufig als umherziehende, heimatlose Bettelmönche in ständiger Askese und Heimatlosigkeit.


Im Zentrum einer religiösen Gemeinschaft steht auch im Hinduismus ein ganz besonderes Bauwerk – der Tempel. Er ist nicht nur ein Ort der Götterverehrung, sondern wird sogar selbst als Heiligtum verehrt. Im Hindu Tempel finden keine Gottesdienste, wie wir sie kennen, Gebets­stunden oder Religions­unter­richt statt.

Doku­mentiert wird das religiöse Geschehen innerhalb des Tempels mit Kitsch, welcher nicht zu überbieten ist. Die göttlichen Figuren strahlen uns in der gesamten Farbpalette entgegen ...








Der Karni-Mata-Tempel


"Karni Nata'' in Deshnok ist ein Unikat in Indien und befindet sich in der kleinen indischen Stadt Deshnok in Rajasthan, etwa 30 Kilometer südlich von Bikaner, nahe an  der pakistanischen Grenze. Gewidmet ist dieser  hinduistische Tempel Karni Mata, der Reinkarnation der Göttin Durga. Über die Grenzen von Indien hinaus ist er vor allem als heiliger Rattentempel bekannt. Ein weisser Marmortempel bildet das Haus für 10'000-e Ratten. Der einzigartige Ratten-Tempel sollten nur diejenigen besuchen, welche nichts gegen hautnahen Kontakt mit den Nagern einzuwenden haben, obgleich die Tiere nur die Grösse von Mäusen erreichen. Die Verehrung der Tiere, welche mit Milch, Getreide und Süssigkeiten gefüttert werden, geht auf folgende Legende zurück.


"Karni Nata'' in Deshnok
:

Karna Devi, eine populäre Göttin, welche im 14. Jh. gelebt hat, wandte sich zu Yama, dem Totengott, mit der Bitte, den soeben verstorbene Sohn einer Poetenfamilie ins Leben zurück zurufen. Als Yama dies zurückwies, schwor Karna Devi, dass niemand ihres Volkes unter die Herrschaft Yamas kommen werde. Statt dessen sollten die Menschen bei ihrem Tode als Ratten wieder geboren werden. Und wenn sie als Ratten sterben, dann werden sie als Barden (fahrende Sänger und Poeten) wieder geboren.

PS: Bekommt man eine weisse Ratte zu sehen, bedeutet das grosses Glück. Wir haben sie gesehen, das letzte Foto ist der Beweis :-)) ...



Man verlässt den Tempel und sucht instinktiv nach Wasser, um sich die Füsse zu waschen. Der Tempel darf nur barfuss betreten werden ...



Es gibt auch weniger kitschige Hidu-Tempel in Indien zu sehen. Dazu mehr später ...





2008 - November, die heiligen Kühe von Indien ...




Alle Tiere in Indien sind heilig. Die Kuh steht auf dem höchsten Rang und sie sind überall, in den Strassen, auf den Märkten, in den schmalen Gassen. Man gewöhnt sich schnell an diese Tiere. Die Kühe haben völlige Narrenfreiheit, nur wenn sie sich an den Auslagen der Marktständen vergreifen und den Frauen das Gemüse weg fressen, werden sie vertrieben

.


Auf den Strassen Indiens liegen, stehen, sitzen Kühe und denken nicht daran, den Autos oder Menschen auszuweichen. Eine Kuh in Indien wird nicht etwa nur für heilig gehalten. Ganz offensichtlich ist sie eine heilige Kuh. Kein Hindu würde einer Kuh ein Haar krümmen.

Die Kühe liegen, stehen und sie machen es sich bequem, vorzugsweise in der Mitte der Strasse. Das stört hier niemand ...



Die meisten Inder ernähren sich vegetarisch. Rindfleisch ist tabu. Sobald eine Kuh keine Milch mehr produziert, scheint es dem Besitzer rechtens, die arme Kreatur auf die Strasse zu stellen. Steht sie einmal auf dieser, wird es ihr nicht an Essen fehlen. Jedes mal, wenn in einem Haushalt ein Essen vorbereitet wird, geht das erste Roti (flaches Vollkornbrot) an die Tiere. Ein weiterer Grund für die Heiligkeit der Kuh ist dieser: Ein gläubiger Hindu kann nur dann ins Paradies gelangen, wenn er einen mystischen Fluss überquert und dabei einen Kuhschwanz in der Hand hält ...

Die Kuh ist dermassen heilig, dass es mehrere Organisationen für die 'Protektion der Kühe' gibt. Kürzlich haben sich diese Gruppen zusammengerauft und mit der Forderung an die Regierung gewandt, dass das Nationaltier Indiens nicht mehr der Tiger, sondern die Kuh sein sollte!

Heilige Kühe vor den Haveli's in Jaisalmer ...
Heilige Kuh am Ganges ...
HEILIGE TIERE HABEN VORFAHRT
Da die Kühe in Indien heilig sind, wäre es eine sehr schlechte Idee eine indische Kuh wie eine schweizerische Kuh zu behandeln. Es könnte sogar gefährlich werden eine Kuh, nur weil Sie etwa im Weg steht, zu beschimpfen. Auf keinen Fall sollte man eine Kuh schlecht behandeln oder gar (versehentlich z.B. mit dem Auto) töten. Das Risiko ist, bei einem solchen Unfall wäre von einer wütenden Menschenmenge verfolgt oder gar gelyncht zu werden. Die Kühe bringen Ihren Besitzern Milch, Glück und Arbeitskraft. Selbst wenn eine Kuh in die Jahre kommt und keine Milch mehr gibt, bringt sie ihrem Besitzer noch Segen. Sie zu ehren bis zu ihrem Tod, verbessert das Karma. Geschlachtet werden Kühe daher in der Regel nicht. Eine Kuh zu töten kommt für einen Hindu einem Mord gleich ...
Heilige Kuh in Chittaurgarh ...
HEILIGE TIERE HABEN VORFAHRT
Da die Kühe in Indien heilig sind, wäre es eine sehr schlechte Idee eine indische Kuh wie eine schweizerische Kuh zu behandeln. Es könnte sogar gefährlich werden eine Kuh, nur weil Sie etwa im Weg steht, zu beschimpfen. Auf keinen Fall sollte man eine Kuh schlecht behandeln oder gar (versehentlich z.B. mit dem Auto) töten. Das Risiko ist, bei einem solchen Unfall wäre von einer wütenden Menschenmenge verfolgt oder gar gelyncht zu werden. Die Kühe bringen Ihren Besitzern Milch, Glück und Arbeitskraft. Selbst wenn eine Kuh in die Jahre kommt und keine Milch mehr gibt, bringt sie ihrem Besitzer noch Segen. Sie zu ehren bis zu ihrem Tod, verbessert das Karma. Geschlachtet werden Kühe daher in der Regel nicht. Eine Kuh zu töten kommt für einen Hindu einem Mord gleich ...



Heilige Tiere sind in Indien normal. Viele Tiere, die einem der indischen Götter zugeordnet sind, werden von den Indern verehrt. Doch “Heilige Tiere” sind nicht gleich “Heilige Tiere”. Die Kuh ist in Indien ganz besonders heilig, anders als der Elefant, der Tiger, der Affe, die Schlange oder der Pfau: Ausnahmslos Jede Kuh ist in Indien heilig.

Die heiligen Kühe in einem Tempel bei Agra ... welch ein Genuss sie haben müssen, bei dieser Aussicht.