Unsere Reise führte uns von New Delhi in den Norden nach Rishikesh, Haridwar, und Mussoorie. Die Stadt Haridwar ist seit alters her ein wichtiges Pilgerzentrum für die Inder.
Der erste Teil unserer Reise wollten wir im Norden Indiens, in Ladakh verbringen. Dieses Gebiet wird das "Tibet Indiens" genannt und liegt vor der Himalaya-Gebirgskette auf 3'000 bis 4'000 müM. Der frühzeitige Wintereinbruch führte zur Schliessung der dortigen Passstrassen und zu Temperaturen unter -20°. So entschieden wir uns, in die etwas weniger nördlich gelegenen Berge zu reisen, ins Gebiet Uttaranchal. Obwohl uns diese Reise gefallen hat, ist sie keine Alternative zum exotischen Ladakh. Den Besuch dort wollen wir in der Zukunft nachholen ...
Incredible India ... Bild: Rishikesh
First Impressions
Incredible India' ist in Indien der Werbeslogan für die Touristen. Diese zwei Wörter beschreiben exakt die indischen Verhältnisse. Das Chaos, die Gegensätzlichkeiten, den Hinduismus, Buddhismus, Jainismus und Islam mit ihren Tempeln und Moscheen, die indische Kultur und die Lebensweise sind so Widersprüchlich, dass man einige Tage braucht, um sich im 'incredible India' einzuleben und zurechtzufinden. Dann erst wird das Reisen durch Indien zum Genuss. Vorerst aber unsere ersten Eindrücke ...
"Never trust an Inder", sagen die Inder. Und wenn es die Inder selbst sagen, dann wird es wohl stimmen ... Man hat hier schnell den berechtigten Eindruck, dass die Inder hinter jeder Rupie her sind, wie der Teufel hinter der armen Seele. Jedes Gespräch hat die Absicht, etwas Verkaufen zu wollen oder den Angesprochenen in einen Laden zu schleppen, damit er dort etwas kauft und der 'Schlepper' seine Provision vom Verkauf kassieren kann. Es ist nicht ganz einfach, diese Leute zu ignorieren, denn sie gehen ihrem Versuch äusserst penetrant und hartnäckig an. Das ist natürlich schade, denn ein Kontakt zu den Einheimischen kommt so nur schwer zustande. Ein weiteres Problem sind die 'organisierten' Bettler. Mit derselben Hartnäckigkeit versuchen die vielfach völlig zerlumpten und teilweise arg verkrüppelten Leute an das Geld der Angebettelten zu kommen. Und dann ist da der allgegenwärtige Staat mit seinen Bediensteten, welche ebenfalls irgendwelche Abgaben verlangen. Wie wir bemerken, nicht nur von uns Touristen, sondern mehr noch von den Einheimischen. Das Geld, welches bei diesen Gelegenheiten ausgegeben wird, kann man vom Wert her vernachlässigen, es ist nicht die ausgegebene Summe die stört, es ist die immer währende Belästigung, welche nervt. 10 Rupien gibt man diesem oder jenem Bettler, 10 Rupien erhällt auch der Mann, welcher die Koffer ins Zimmer trägt. Und zehn Rupien entsprechen etwa 0.20 US$. Alles ist hier sehr günstig zu haben. Ein Auto mit Chauffeur inkl. all seinen Unkosten bekommt man für 40 US$/Tag, Indisches Nachtessen für zwei Personen kostet 4 US$, ein gutes Mittelklassehotel inkl. Frühstück gibt es für weniger als 20 US$/Nacht. Heute assen und tranken wir zu Dritt in einem indischen Strassenkaffee für sage und schreibe 130 Rupien, welche etwa 2.60 US$ entsprechen.
Wer einmal den Verkehr und die Fahrweise der Inder gesehen hat, der weiss, dass er in dieser Hinsicht das Schlimmste gesehen hat. Nirgendwo auf der Welt haben wir eine solche Fahrweise gesehen wie hier. "I'm first", sagt sich der Inder, so die Meinung unseres 1. Fahrers "Raj". Überholt wird immer, auch bei Gegenverkehr und das schlimmste daran ist, dass auch der Gegenverkehr permanent am Überholen ist. Befindet man sich im Stau, dann wird gedrückt und abgewürgt, was das Zeug hält. Gut bedient ist nur, wer das grössere und schwerere Fahrzeug hat. Da sich jeder gleich verhält - auch der Zweiradfahrer, nimmt es der 'Besiegte' gelassen und geht den 'Krieg' um den nächsten Strassenmeter sofort von neuem an. Man muss es wissen, in der Schweiz fahren die Auto rechts, in England fahren sie links und in Indien fahren sie überall. Und inmitten dieses Chaos spazieren die 'heiligen Kühe', welche ganz offensichtlich eine Vorliebe für die Strassmitte haben ...
Das totale Durcheinander herrscht nicht nur auf der Strasse, es ist allgegenwärtig. Man muss in den ersten Tagen lernen, das indische Chaos und all die krassen und für uns teilweise unverständlichen Gegebenheiten unberührt an sich vorüberziehen zu lassen, ohne dass diese einem in irgendwelcher Art berühren. Dann wird der Aufenthalt in dem 'incredible India' wesentlich einfacher, angenehmer und unvergesslich ...
November 2008 - Rishikesh
Das am Fusse des Himalaya gelegene Rishikesh ist eine bekannte Pilgerstadt. Durch Rishikesh fliesst der Ganges, der hier nicht nur durch mythologische Bedeutsamkeit als heiliger Fluss, sondern auch durch klares Wasser und landschaftliche Schönheit besticht. Der Ganges verlässt hier den Himalaya und fliesst dann weiter durch die Ebenen Nordindiens bis zum Golf von Bengalen.
Die Brücke Lakshman Jhula in Rishikesh
Rishikesh ... schon im Namen verbirgt sich die Bedeutung des Ortes. Das Zentrum der "Rishi", der heiligen Männer, die durch Askese, Yoga und Meditation die Vereinigung mit dem göttlichen Anstreben.
Szenen von Rishikesh
Zur abendlichen Arti-Zeremonie, werden die Asche der Verstorbenen in den Ganges gestreut. Im Gedenken an diese, werden kleine Schiffe aus Blättern, mit Blumen und einer brennenden Kerze in den Fluss gesetzt.
November 2008 - Haridwar
Für die Gläubigen der Religion Hinduismus ist Haridwar eine Pilgerstätte und zählt zu den sieben heiligen Städten. Hauptzielpunkt der Pilger ist der Hari-ki-Pauri. Im Brahmakund fliessen nach Vorstellung der Gläubigen die himmlischen Wasser in den Ganges. Ein Tempel hier soll den Fussabdruck Vishnus enthalten. Der Ort ist deshalb bedeutsam, weil hier der Eintritt des Ganges in die Ebene gesehen wird.
Haridwar am Ganges
Im Ganges badet man sich, um von den Sünden loszukommen. Hier das "Har ki Pairi Ghat" in Haridwar.
Haridwar, was wörtlich Gottespforte bedeutet, ist einer der heiligsten hinduistischen Orte in Indien und seit Jahrhunderten ein Zentrum der hinduistischen Religion und Mystik. Der am Ganges gelegene Ort zieht zahlreiche hinduistische Pilger aus der ganzen Welt an.
In Haridwar finden viele religiöse Feste statt, von denen das Bemerkenswerteste das alle zwölf Jahre stattfindende Kumbh Mela ist, das grösste Fest der Menschheit, das im Jahre 2003 den Rekord von 70 Millionen Teilnehmern aufstellte.
Gott ist in allem, sagen die überzeugten Hindus, auch in den Tieren. Die Kuh ist die Mutter von Millionen indischen Menschen, darum wird sie heilig sein ...
November 2008 - Mussoorie
Mussorie, die 1827 von den Engländern gegründete Stadt ist bevorzugtes Ferienziel der Einwohner von Delhi. Im Sommer entkommen sie ihrem Smog und geniessen hier kühle und frische Bergluft.
Ein Besuch von Mussorie lohnt sich, wegen des Blicks auf die nicht mehr allzuferne Himalaya Gebirgskette.