Wir sind von Bonbonon, Tambobo, in einem Tag und einer Nacht zur Insel Cuyo gesegelt, Die Distanz beträgt ungefähr 160 SM. Das Wetter spielte verrückt, anstelle der vorhergesagten 15 Kn Wind aus Nordost hatten wir über lange Strecken den umgekehrten Wind, 15 Kn aus Südwest. Nun zum Segeln hat es gereicht und zwischen den Inseln Negros und Panay blies es dann die vorhergesagten 20-25 Kn aus Nordost. Solche Wetterprognosen erinnern uns immer an einen Satz des Chefs der Fluggesellschaft Rynair: "Die Wetterpropheten können uns nicht das Wetter des nächsten Tages vorhersagen, aber sie wollen uns klar machen, wie es in 100 Jahren sein wird".
Die Prognosen des Tiefs haben sich von über 40 Kn Wind bereits beträchtlich abgeschwächt. Wir hoffen, dass es so bleiben wird.
In der Schweiz gibt es selten extreme Wetterlagen. Hier sind Typhoons und Erdbeben fast an der Tagesordnung. Im Durchschnitt treffen die Philippinen 20 dieser schweren Stürme pro Jahr. Letzte Woche überquerte der verheerende Sturm namens "Ruby" die Visayas und so wie wir gesehen haben, braut sich ein neues, kleineres Sturmtief um Südosten der Philippinen zusammen. Da wir jetzt mehr nördlich sind, kann es für uns unangenehm werden. Heute morgen, Samstag, haben wir uns überlegt, wie wir vorgehen werden. Am kommenden Dienstag überquert uns das Zentrum dieses Tiefs in Cuyo. Es gibt drei Varianten, nach Busuanga nördlich oder nach Puerto Princesa, südlich zu segeln oder hier das Ende des Tiefs abzuwarten. Wir entschlossen uns vorerst für das Letztere. Der Hafen sieht sehr sicher aus, er ist nur gegen Westen offen. Wir haben uns auch bei der Polizei und der Marine erkundigt und die meinen, es sei sicher in Cuyo.
Die Polizeistation von Cuyo mit Baumhütte ...
Die Tricycle, die Taxis der Philippinen, sind überall unterschiedlich. Hier sind sie sehr sportlich.
Alles wird mit diesen Fahrzeugen transportiert. Es ist das universelle Verkehrsmittel.
Der malerische Strand von Cuyo.
Das Fischerdorf, direkt am Peer gebaut.
Der Peer, vom Fischerdorf aus gesehen.
Die Phlippinen gehen zum Picknick an den Strand.
Die kleine Hafenstadt in Cuyo gefällt uns. Die Lage ist sehr schön, es gibt sehr viele Strassencafes, Restaurants und überall sieht man die kleinen Geschäfte, in welchen viele Leute beschäftigt sind. Touristen haben wir praktisch keine gesehen, obwohl hier viele Kite-Sufer sind, weil es immer viel Wind hat. Die Philippinen oder wenigstens die etwas abgelegenen Inseln sind eine andere Welt. Nett, friedlich und gesprächig sind die Leute. Es stört hier wirklich niemanden, wenn vier Personen ohne Helm auf dem Motorrad unter der Baumhütte der Polizei vorbeifahren. Man muss dazu sagen, dass alle Verkehrsteilnehmer sehr langsam fahren und dass es praktisch nur Motorräder und Tricycle gibt. Niemand fährt aggressiv. Langsam und materialschonend fahren die Philippinen, um ja nichts kaputt zu machen. Eine andere Fahrweise wäre für die Leute hier unerschwinglich.
Ankern will gelernt sein und manchmal entwickelt man sich zum "Deppen" des Hafens. Die Bucht ist nicht tief und der Wind bläst stark aus NO. So ankern wir im linken Teil des Hafenbeckens. Nach dem Ankern kommen wir mit dem Heck, nach unseren Begriffen, zu nahe an die rote Boje (rechts im Bild) und denken, dass es zu knapp wird für die einfahrenden Fähren. Also, ankern wir um, wir wollen niemandem im Weg ein. Offensichtlich fahren hier die Schiffe aber nach unserem System (oder die rote Boje hat eine andere Funktion) um die rote Boje, d.h. es wird rechts vorbei gefahren, also sind wir wieder auf der verkehrten Seite. Am Peer meinte der Hafenkapitän, es wäre vielleicht besser auf der anderen Seite den Anker fallen zu lassen. Nun, wir ankerten um und wegen dem starken Wind versuchten wir, möglichst weit in die Bucht einzufahren. Ergebnis: Unsere jetzige Position ist wieder nicht ideal für die Fährschiffe. Fahren diese rückwärts in den Hafen, ankern sie - wegen dem NO-Wind - direkt bei uns. Wir haben uns beim Kapitän der "Maria Isabel" (Foto des auslaufenden Schiffes) gemeldet und der meinte "no Problem" ... Das sind die Philippinen, es gibt keine "Oberlehrer" hier. Man wird nie zurecht gewiesen, die Leute sind immer freundlich und zuvorkommend. Das trägt sehr zum guten Lebensgefühl bei, denn, man ankert ja nicht absichtlich falsch, und weil es das erstemal ist, weiss man es leider nicht besser.
Karte des Hafens von Cuyo mit unseren vier Anckermanöver ...
Tracking Typhoon Ruby in Cuyo
Wir sind im Büro der Coast Guard und erkundigen uns über das aktuelle Wetter. An der Wand sehen wir neben der Karte von den Philippinen eine andere Karte, auf welcher der Typhoon Ruby verfolgt wird. Die Coast Guard (junge Leute ohne Uniform) drucken uns die Wettervorhersagen vom Internet aus. Trotz der Technik wird der zeitliche Verlauf eines Typhoons von Hand auf einer Karte eingetragen.
Das Tief ist vorüber, das nächste wird kommen. Maximal hatten wir 35 Kn Wind am Ankerplatz Der Hafen in Cuyo ist sehr gut geschützt, da er nur nach Westen offen ist.
Morgen segeln wir nach Nangalau (Bild rechts), einer Insel, die in GoogleEarth so phantastisch aussieht, dass wir hin segeln müssen ... es ist kein Umweg, sie liegt direkt auf dem Weg nach Busuanga.
Nangalau (links auf dem GoogleEarth Bild) ist ein kleines Fischerdorf, Haus an Haus. Etwa 1'400 Einwohner leben hier, vornehmlich Fischer. Sie züchten in der Bucht die Fische mit dem Namen "Lapo Lapo", (Grouper oder Zackenbarsch) welche sie dann in Coron an Händler verkaufen. In China gelten diese Fische als Delikatesse. Es gibt hier so viele Kinder, dass wir meinen, an dem grossen Umzug des St.Galler Kinderfestes teilzunehmen. Man kann nur Fotos von den Kindern oder deren Familien aufnehmen, andere sein unmöglich, weil sofort die ganze Kinderschar vor der Kamera steht. Nun gut, wir sind auf das Schiff zurückgekehrt und haben die Fotos ausgedruckt und ihnen zurückgebracht. Die Freude war gross.
Das Dorf in Nagalau hat 1'400 Einwohner. Einige davon auf dem Foto ...
Wir spazieren zum Dorfplatz von Nangalau, Mit all den Kindern glauben wir an einem Umzug teilzunehmen.
Hier auf der Plaza sollte es Telefonempfang von der Nachbarinsel geben. Wir versuchen ein SMS an Sergio abzusetzen, was uns leider nicht gelingt.
Nach zwei Stunden fahren wir zum Schiff zurück, Unser Beiboot ist unter all de Kindern versteckt.
Die Bucht von Nangalau ist so schön wie sie auf dem GoogleEarth Bild aussieht. Eigentlich wollten wir auf die rechte Anhöhe spazieren oder klettern. Leider war es sehr bewölkt und der Wind ist viel zu stark. Da damit aus dem Foto nicht viel geworden wäre, dachten wir, sei es der Mühe nicht wert. Wir ankern auf 12 m Tiefe im rechten Teil der Bucht, weil es da keine Bojen für die "Lapo Lapo"-Fischzucht gibt. Da wir mitten im NO-Monsum sind, weht der Wind zur Zeit permanent mit 25 Kn Wind durch die Bucht.
Roter Punkt = unser Standort. Wetterprognosen für Freitag abend. Blau 10-20 Kn Wind, gelb 20-30 Kn.
Wegen dem Riff vor uns gibt es ganz wenig Welle, dafür bis 40 Kn Wind.
Wie sagt man so schön, es bläst hier in Nangalau wie die Sau. Windgeschwindigkeiten von über 30 Kn mit Spitzen um die 40 Kn. Da es wegen dem Riff keine Welle gibt wäre das eigentlich kein Problem.
Wir wollten heute den Ankerplatz verlassen, konnten aber den Anker nicht heben. In schwierigen Wettersituationen zeigen sich dann Probleme, welche man bei leichtem Wetter nicht hat. Unsere Kettenmaus (die Kettenmaus ist das "Rad" an der Ankerwinde, in welchem die Kette geführt wird, siehe Bild oben) scheint abgenutzt zu sein, denn die Kette springt aus der Halterung, sobald die Belastung zu gross wird. Es ist nicht ganz ungefährlich, weil dann die Kette nicht mehr am Schiff befestigt ist. Das zweite Problem ist, dass der Motor nicht seine volle Leistung bringt. 2'600 Touren anstelle von 3'000 waren in Bonbonon das Maximum. Nicht so schlimm dachten wir. Aber heute war bei 2'000 Umdrehungen Schluss. Wir haben das Problem gefunden, die Turbine des Turbos ist blockiert, d.h. wir können das nicht selber reparieren. Das sind noch nicht alle Probleme, denn das dritte ist, dass es auf dieser Insel keine Telefonverbindung gibt und demzufolge ebenfalls kein Internet, d.h. wir kriegen keine neuen Wetterprognosen. Gemäss unserem alten Wetterbericht sollte am Freitag (morgen) der Wind etwas gnädiger zu uns sein und sich auf 20 Kn reduzieren. Wir werden dann nochmals versuchen, unseren Anker zu heben.
Heute ist Freitag und die Windgeschwindigkeit beträgt immer noch um 30 Kn. Wir haben die Kettenmaus umgekehrt montiert und dadurch konnten wir den Anker ohne Probleme heben und die Bucht verlassen. Wir segelten bei sehr starkem Wind die 30 Seemeilen hinter die Insel Cullion, um dann im Windschatten die Insel Busuanga zu erreichen. Die Fahrt bis Cullion war phantastisch und kaum hatten wir die
Südspitze umrundet, war der Wind komplett weg. So erreichten wir unter Motor die Insel Busuanga.
Puerto del Sol: Wir fahren mit dem Beiboot den Fluss am Ende der Bucht hoch.
Unser erster Halt auf der Insel Busuanga ist in der Bucht mit dem Resort Puerto del Sol. Es gibt noch zwei weitere Resorts hier und man könnte beinahe denken, wir wären in Spanien oder Italien. Lohnenswert ist der kleine Ausflug mit dem Beiboot eine oder zwei Seemeilen den kleinen Fluss hinauf.
Nach zwei Nächten verliessen wir diese Bucht und fuhren nach Coron, der kleinen Hauptstadt von Busuanga. Der Ort ist ebenfalls sehr touristisch, obwohl wir nur sehr wenig fremde Leute angetroffen haben. Das mag vielleicht an der Jahreszeit liegen ...
Standschaden am Turbo: Die Turbine ist im unteren Teil eingerostet ...
Der Leistungsabfall des Motors liess uns nicht in Ruhe. Da kam uns der glänzende Einfall, Peter anzurufen, um ihn zu Fragen, ob an seinem 360 PS Yanmar auch schon ähnliche Probleme hatte. Er hatte ... und er meinte, wir sollten einfach den Rost zwischen den Lamellen der Turbine mit einem geeigneten Instrument, wie Messer, kleiner Eisensäge oder gar eine Nagelfeile, weg kratzen und das Turbinenrad wieder vollständig freilegen. Nach einer Stunde war es geschafft, die Turbine drehte wieder ohne Widerstand, d.h. die Reparatur war erfolgreich. Als Werkzeug verwendeten wir ein kleines, robustes Messer.
Coron in Busuanga
Hier in Coron haben wir dank Peter den Turbo wieder zum Laufen gebracht. Nun warten wir auf unseren Besuch. Beide Schwestern von Nathalie kommen nach einander und zwischendurch besucht uns Sergio für zwei Wochen.