Wir sind zur Zeit - Juni 2012 - in Kuala Terengganu, an der Ostseite von Malaysia. Unser Ziel ist die thailändische Insel Koh Samui, dort erwarten wir meine Tochter mit Familie. Da an der Westseite Malaysias und Thailands der "Südwest"-Monsun schlechtes Wetter mit sich bringt, haben wir uns kurzerhand entschlossen, die Ostseite der beiden Länder zu bereisen. Und das ist auch gut so, denn Freunde berichten uns über katastrophales Wetter dort. Obwohl viele Segler meinten, die Ostseite sei zu dieser Jahreszeit kein Problem, sind wir froh, diese Entscheidung getroffen zu haben und meinen, dass das Wichtigste einer Seereise ist, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein ...
Niemand wird von Reparaturen verschohnt ...
Schraube locker? Auch grössere Schiffe müssen repariert werden ...
Wir haben dieses Bild bei unserer Wegfahrt vor Singapur geschossen. Im Vordergrund arbeiten mehrere Männer an der Schraube eines grossen Tankers. Dieser wurde vorne mit soviel Ballast gefüllt, dass hinten die Schraube und das Steuer aus dem Wasser ragen. Im Hintergrund ist das berühmte Hotel "Marina Bay Sands" in Singapur zu sehen.
Alle unsere Wartung, Pannen und Reparaturen im Überblick
Unser Schiff wurde 1995 gebaut und ist somit in seinem 17. Lebensjahr. Nach all den Jahren und tausenden von zurückgelegten Seemeilen wollen wir eine kurze Bilanz betreffend Schiffsunterhalt ziehen. Dies ist vielleicht nicht ganz so spannend wie das Reisen durch fremde Länder, aber es interessiert trotzdem den einen oder anderen ... denn Wartung, Pannen sowie Reparaturen am Schiff gehören zu einer Seereise wie schönste Inseln mit ihren Stränden. Die drei Monate März, April und Mai benutzten wir, um unser Schiff wieder auf Vordermann zu bringen. Die Danga-Bay-Marina in Johor Bharu schien uns dazu der richtige Ort zu sein. Es ist die zweitgrösste Stadt Malaysias und dort ist alles zu finden, was man braucht ... und das was man nicht findet, erhält man ganz sicher in Singapur.
Um es gleich vorweg zu nehmen, all die Jahre blieben wir von grösseren Pannen und Reparaturen verschont. Vor allem hatten wir keine Probleme mit der Struktur, resp. der Konstruktion des Schiffes. Alle wichtigen Teile, wie Hülle, Rigg, Masten, Antrieb, Ruder und Welle sind offensichtlich so konstruiert, dass wir damit keine Probleme hatten.
Unsere Pannen und Reparaturen unterwegs:
In Lissabon fiel die Halterung unseres 24V Alternators -. am Antriebsmotor - in drei Teile (Materialfehler).
In Panama-City traf uns ein Blitz, mit Schäden an der Elektronik, Radar, Waschmaschine und den beiden Autopiloten,
sowie verschmorten Kabeln.
In Bora Bora versagte die Dieselpumpe des Generators.
In Penrhyn (Cooks-Island) versagten die Dichtungen am Wassermacher.
In Vuda Point, Fiji, war der Turbo am Antriebsmotor - nach fünf Monaten Abwesenheit - blockiert.
Ebenfalls in Vuda Point ersetzten wir unser Furuno-Radar durch eines von Raymarine. Das alte Radar arbeitete seit dem Blitzeinschlag in Panama fehlerhaft und war darum nicht mehr uneingeschränkt brauchbar.
In Savusavu, Fiji, gab es ein Problem mit der Steuerung. Wir ersetzten die zwei "Zahnwalzen", welche die Steuerkabel bedienen.
In Lautoka wechselten wir den Boiler. Die Elektrik war komplett durchgerostet und wir hatten einige Probleme damit.
Jedes Mal wenn wir Landstrom benutzten, sprang unsere Hauptsicherung heraus. Was für uns heute noch unlogisch ist, dass mit der Benutzung des Generators keine Probleme auftraten. Ein Elektriker hat uns dies zu erklären versucht, aber genutzt hat es nichts. Nun gut, das Problem ist durch den neuen Boiler behoben.
Ebenfalls in Savusavu reparierten wir eine gebrochene Platte aus Aluminium im Segelmotor der Genua.
Der Kettenzähler ist seit Jahren defekt. Da dies sowieso ein unnützes Gerät ist, werden wir es bei Gelegenheit demontieren.
Markierungen an der Kette lösen das Problem definitiv, einfach und vor allem dauerhaft.
Irgendwann vor Jahren wechselten wir von der teuren, reparaturanfälligen italienischen Süsswasserpumpe zu einer
billigen Flow-Jet-Pumpe. Seither gibt es dort keine Probleme mehr.
Sicher gab es noch dieses oder jenes wiederkehrende Probleme, wie z.B. die - manuellen - Pumpen der Toiletten.
Im Jahre 2002 haben wir neue Segel gekauft, welche wir heute noch benutzen. Wir werden diese ersetzen, sobald wir Asien verlassen.
Arbeiten in der Danga-Bay-Marina, Johu Bharu, Malaysia:
Nun, an was haben wir in der Danga-Bay-Marina in den Monaten März bis Mai am Schiff gearbeitet? Die enorme Hitze und die dauernden Regenfälle mit den starken Gewitter verzögerten die Arbeiten etwas. Aber durch die Hilfe unserer beiden Segelfreunde Holger - SY "Pytheas IV" - und Jean - SY "Too Much" - holten wir die verlorene Zeit schnell wieder auf. Unsere Reparaturen und Erneuerungen, von Vorne nach Hinten:
Rollvorrichtung Genua: Im Getriebe der elektrischen Rollvorrichtung ersetzten wir alle Lager und Dichtungen. Es gab überhaupt keine Probleme, die Lager von SKF und die Dichtungen hier zu finden.
Halterung Rollvorrichtung Genua: Durch das Gewicht des Elektromotors und des Segels verbiegt sich die Halterung im unteren Teil. Wir liessen an den Seiten eine Verstärkung anschweissen, welche das Problem definitiv beheben sollte.
Rollvorrichtung Gross: Obwohl die alten, 17-jährigen Getriebe der beiden Elektromotoren noch funktionierten, haben wir diese gegen die neuen, welche wir als Ersatzteile auf dem Schiff mit führten, ausgetauscht.
Solarzellen: 420 Watt Solarpanels haben wir neu installiert. 4x60W über dem Dach und 2x90W an der Reeling hinten. Alle Panels laufen unter 24V, was uns erhebliche Vorteile bringt. Als Kontroller verwenden wir ein MPPT Gerät. Wir sind begeistert, denn die 420W decken unseren Strombedarf vollständig ab. Und das Erstaunliche ist, dass sogar bei bedecktem Himmel immer noch netto 5-6 Ampere in die Batterien fliessen.
Beiboot: Wir haben unser 8-jähriges Beiboot durch das exakt gleiche Modell ersetzt - AB, 2.90 m, 43 kg.
Yamaha 15 PS: Wir haben den Aussenborder gegen dasselbe Modell, bereits in Indonesien, ausgetauscht.
Toiletten: Beide Toiletten inkl. Pumpen ausgetauscht.
Sonnendach: Es war eigentlich noch nicht die Zeit für ein neues Sonnendach. Aber unser lieber Segelmacher in Fiji - Alan Marshall von Marshall Sails in Vuda Point - verwendete die billigsten Fäden für unser vor zwei Jahren neu erstelltes Sonnendach. So hatte das starke UV-Licht leichtes Spiel, es zu zerstören. Am neuen Sonnendach haben wir zwei Fenster angebracht, welche unser Cockpit mit Luft versorgen. Dies war eine geniale Idee von Jean. Das alte Dach haben wir neu nähen lassen und behalten es als Reserve ...
Turbo: Das Gehäuse des Turbos war teilweise nur noch ein Millimeter dick. So haben wir ihn - trotz horrenden Kosten (2'500 US$) - ersetzt. Der Ein- und Ausbauen war für uns relativ einfach.
Feuerlöscher: Nach all den Jahren waren unsere Feuerlöscher nicht mehr einsatzfähig. Im Motorraum montierten wir einen automatischen 3 Kg Halon-Feuerlöscher, gebraucht, denn neu dürfen diese nicht mehr verkauft werden. Zusätzlich schafften wir uns zwei 2 Kg CO-2 Feuerlöscher an, wovon einer direkt in den verschlossenen Motorraum zielt (wie bei den SM 2000 als Standard eingebaut).
Fenster: Auf der Steuerbordseite, bei der Küche haben wir ein Fenster eingebaut. Unser Schiff ist inwendig einfach zu dunkel und so werden wir noch zwei weitere Fenster montieren, eins anstelle des nie gebrauchten Fernsehers und eines gegenüber :-)) ...
Kühlschrank: Alter Kühlschrank durch neuen ersetzt.
Waschmaschine: Es war geplant, unsere kleine 3-kg Waschmaschine von Kenwood in Singapur zu ersetzen. Wir dachten, dass die kleinen Chinesinnen in ihren winzigen Wohnungen alle diese Waschmaschine benutzen :-)) ... weit gefehlt, dieses Model gibt es nur in der Schweiz. Da wir für eine andere Waschmaschine keine Umbauten am Schiff durchführen wollten, haben wir uns die Waschmaschine nach Singapur fliegen lassen.
Led-Lampen: Weil die neuste Generation Led-Lampen soviel besser ist, als die bei uns verwendeten, haben wir alle ausgetauscht.
Wassermacher: Wir haben nach sieben Jahren die beiden Membranen ersetzt.
Batterien: In Singapur ersetzten wir unsere neun 100 Amp. Batterien. Leider haben wir übersehen, dass die neuen nicht wartungsfrei sind. Nicht wartungsfreie Batterien sind aus mehreren Gründen das "Allerletzte" was wir auf dem Schiff haben möchten. Wir werden sie in Langkawi erneut ersetzen :-((
Fazit:
Wir denken, dass der Unterhalt unseres Schiffes budgetmässig an einem "kleinen Ort" Platz hat, zumal wir mehr oder weniger alle Arbeiten in eigener Regie erledigen. Das meiste Geld fliesst in zusätzliche Ausrüstungen und in das Ersetzen von gealterten und verbrauchten Teilen. Die Teile, Arbeiten und Erneuerungen welche wir in der Danga-Bay-Marina erledigten, kosteten uns etwa 25'000 US$. In diesen sind nicht erwähnte Kleinigkeiten von etwa 3'000 US$ enthalten. Dies war das erste Mal, dass wir in unser Schiff einen grösseren Betrag investierten. Der Hauptgrund dafür war, dass wir die nächsten 15 Jahre wieder in Ruhe reisen wollen. Das grosse Problem ist ja, dass man in den meisten Gegenden die Ersatzteile und vor allem auch das notwendige Kleinmaterial, wie z.B. Edelstahlschrauben, Dichtungen, Werkzeuge, spezielle Öle, etc. nicht finden kann.
Noch ein Gedanke zu unserer Ankerkette: Im Jahre 2002 tauschten wir unsere "normale" Ankerkette in eine "Duplex"-Edelstahlkette um. Wir hatten Glück, denn diese wurde offensichtlich noch als eine der letzten Ketten in Deutschland angefertigt und ist heute noch in einwandfreiem Zustand. Die späteren "China"-Ketten desselben Herstellers - Wasi - hatten ganz erhebliche Probleme an den Schweisstellen der einzelnen Glieder, welche die Ketten unbrauchbar machten. Eine gute Edelstahlkette bringt u.M.n. viele Vorteile. Sie ist Wartungsfrei, hat wenig Gewicht und der Schmutz geht leicht von der Kette. Und natürlich rostet sie nicht.
Als Detail möchten wir noch das Amel-typische "Fake-Teak-Deck" erwähnen, über welches viele "Segler" lästern und die Nase "hochziehen". Das Deck sieht heute noch aus wie neu, das Schiff ist absolut dicht und die ganz Unwissenden fragen uns sogar nach dem Geheimnis unseres so schön gepflegten Holzes. Der Rede kurzer Sinn, ein Segelkamerad mit seiner HR 42 ist zur Zeit in Thailand und erneuert sein - echtes - Teak-Deck für rund 25-30'000 US$ ...
Sicher kostet ein grösseres Schiff mehr im Unterhalt, als ein kleineres. Für Hafenplätze, Segel, Rigg, Antifouling etc. werden leicht höhere Beträge fällig. Aber dafür sind die kleinen Schiffe (und auch grössere, aber wir nicht) vielfach in den Marinas anzutreffen, da ihre 300 Lt. Wassertanks, die sanitären Anlagen und Anderes keine langen Ankeraufenthalte erlauben. Und dann ist da noch die auf dem Deck vor dem Fenster montierte Klimaanlage, welche ohne Landstrom nicht betrieben werden kann. Viele Segler sitzen z.B. hier in der Marina in Terengganu den ganzen Tag im Schiff drinnen, hinter verschlossenem Niedergang und geniessen die kühle Frische im tropischen Malaysia. Der Hafenplatz kostet um die 50 RM, umgerechnet etwa 15€ per Tag oder rund 450€ per Monat. Im Vergleich zum Mittelmeer ist das natürlich spottbillig, aber trotzdem, es "läppert" sich zu einer grösseren Summe zusammen ... und wir? Wir selbst ankern mit nur einem französischen Katamaran kostenlos in der grossen Bucht und gut geschützt, direkt vor dem Hafen und geniessen neben der Ruhe halt die leichte tropische Brise ... soviel zum Budget :-)) ...
All die Änderungen an unserem Schiff sind hier detailliert beschrieben.