Lediglich 100 bis 150 Schiffe machen sich pro Jahr auf den Weg in den „Stillen Ozean“. Wir sind nun ein Schiff davon und haben es geschafft ... anfangs April sind in den Marquesas Inseln, in Fatu Hiva, angekommen ...
Nach 25 Tagen Fahrt „Land in Sicht“: die südlichste Insel der Marquesas, Fatu Hiva. Einfahrt in die Bucht „Hanavave“.
Fatu Hiva ist die südlichste und abgelegenste Insel der Marquesas und darum hat sie auch viel „Ursprüngliches“ erhalten. Es leben hier rund 700 Personen, verteilt auf die zwei Dörfer Hanavave und Omoa.
Die Bucht von Hanavave. Dahinter liegt der kleine Ort mit etwa 200 Einwohner. Es regnet viel hier und von den bis 1'100 m hohen Bergen gibt es starke Fallwinde bis 40 Kn in die Bucht.
25 Kn Wind im Durchschnitt bei unserer 25-tägigen Fahrt durch den ersten Abschnitt des Pazifiks, von Salinas in Ecuador bis Fatu Hiva in den Marquesas-Inseln.
Der GPS findet Fatu Hiva, nach beinahe vier Wochen sehen wir die Insel.
Einfahrt in die Bucht Hanavave in Fatu Hiva.
Wir ankern in der malerischen Bucht von Hanavave.
Wir selbst brauchten zwei Tage – vom Freitag bis Palmsonntag - um nach der langen Überfahrt an Land zu gehen ... und als wir mit dem Beiboot in den kleinen Hafen fuhren, standen da alle Bewohner, samt Pfarrer, am Quai. Sie waren toll angezogen und mit Palmblättern in der Hand. Wir wussten nicht, warum sich das ganze Dorf gerade dort versammelt hat ... sicher nicht für uns. Sofort wurden wir – ohne Fluchtmöglichkeit - in die kleine Prozession „integriert“ und dann ging es „ab in die Kirche“: Messe in Marquesanisch mit sehr viel schöner Musik und Gesang. Nach der Kirche ein Gespräch mit dem Pfarrer - „Père Paul“ - und viele Leute schütteln uns die Hände ?! ...
Der Pfarrer hat uns zwei „Ungläubigen“ ins Herz geschlossen und wenn er uns im „Dorf“ spazieren sieht, werden wir in sein Zimmer gewunken. Heute haben wir im Geo-Spezial „Südsee“ - der Ausgabe Nr. 2 April/Mai 2000 – folgendes gelesen: “... "Anfänglich bekämpfte die auf den Marquesas höchst einflussreiche Kirche alle Wiederbelebungsversuche der Marquesanischen Kultur. Seit Ankunft der Missionare hatten die Geistlichen die Vorstellung abgelehnt, die Marquesaner könnten gleichzeitig Gott verehren und nach ihren eigenen Traditionen leben. Dann jedoch gelang es einem alten katholischen Pfarrer – zu dessen vielen Leistungen die Übersetzung der Bibel ins Marquesanische zählt – seine Glaubensbrüder zu überzeugen, dass die Inselbewohner Gott durchaus durch die alten Lieder, Tänze und Kulturformen ehren könnten. Die Unterstützung des Pfarrers ermöglichte das Überleben von Motu Haka – und der Einsatz dieses Verbands wiederum war ein wesentlicher Grund, dass nun eine kulturelle Renaissance in ganz Französisch-Polynesien aufblühte ...“ Und das ist eben der Pfarrer Paul, welcher uns in Herz geschlossen hat ...
Die Landschaft ist das Üppigste, was wir je gesehen haben. Früchte gibt es im Überfluss und eine Pampelmuse wiegt um die 1½ kg. Horrende Preise in Französisch-Polynesien?! ... noch nicht auf Fatu Hiva: Hier gibt es „keine Preise“, denn die freundlichen Bewohner von Fatu Hiva wollen für unsere „Einkäufe“ Waren tauschen. Geld gibt es genug hier, aber es existiert dafür kein Angebot. Darum sind die Leute froh um alles, was wir anzubieten haben. So tauschen wir Kosmetika, T-Shirts, Shorts, Farb- und Bleistifte für die Kinder, DVD’s und andere Sachen in Bananen, Pampelmuse und auch Tapas. Tapas sind Bilder, welche auf eine flach geschlagene Holzrinde gemalt werden. Früher fabrizierten die Polynesier aus diesem Material Kleider. DVD’s haben einen grossen Tauschwert, Sonnenbrillen sind weniger gefragt .
Archaische Atmosphäre in Fatu Hiva.
Die Bucht vor dem Dorf Hanavave.
Das Dorf Hanavave von oben gesehen.
Durch die vielen Regenfälle und die hohe Luftfeuchtigkeit ist die Natur hier sehr üppig. Wir wollten zu einem Aussichtspunkt mit Sicht auf die Bucht spazieren, haben unser Vorhaben wegen zu grosser Hitze abgebrochen.
Der 50 m hohe Wasserfall mit erfrischendem Bad. Noch ein Text aus dem Geo-Spezial „Südsee“ - Ausgabe Nr. 2 April/Mai 2000: "Vergangenheit und Gegenwart liegen offensichtlich auf den Marquesas noch immer dicht beieinander. Wie dicht, wurde mir klar, als ich einige Tage später die Erklärung für das Verschwinden eines deutschen Touristen hörte. Der Mann war von einem Tagestrip nach Fatu Hiva, einer wenig erschlossenen Insel, nicht zurückgekehrt, Zuletzt war er nahe eines Flusses gesehen worden. Die meisten Marquesaner vermuteten, dass er von einem dort lebenden Aal gefressen worden war. Offenbar hatte ein Fischer einige Generationen zuvor den Aal-Urbewohner dieses Flusses unrechtmässig getötet und nun, so glaubte man, hätte ein Nachfahre sich gerächt." Nun, gemäss der Geschichte soll dieser Riesen-Aal seine Wohnung im Becken unterhalb des Wasserfalls haben :-)) ...
In eigener Sache: Neuer Haarschnitt für mich, von Ute auf dem Schweizerschiff "Miami".
Eine Geschichte: Vor etwa hundert Jahren soll es hier auf Fatu Hiva noch Kannibalen gegeben haben. “Emmanuel Gilmore, whose great-grandfather disembarked from a whaler out of the Philippines, told us cannibal tales that his grandfather’s brother told him. All the warriors at arms supervised the meal: pieces of human flesh offered side by side with pork: a piece of man, a piece of pork …. If an adolescent took a piece of human flesh and, realizing this, put it back, then he would be eaten at the next meal. Children were considered to be a choice dish. If there were no food, the father would tell his wife to kill and prepare a young child. She could not refuse, on pain of being eaten herself …” Auszug aus dem Buch “L’Archipel des Marquises” von Emmanuel et Aiu Deschamps.