2013.11 - Philippinen 5
 
 

2013.11 - Vor dem Sturm: Warten auf Taifun Haiyan

Flucht ins Typhoon-Hole
Als sich die Nachrichten über Taifun Haiyan verdichteten, wussten wir: Es war Zeit, in Sicherheit zu gehen. Also verlegten wir uns mit unserer Yacht NatHape ins Typhoon-Hole von Bonbonon - eine geschützte Bucht, die als einer der sichersten Orte für solche Stürme gilt. Hier, zwischen den steilen Ufern von Negros, sollten wir den Wüten des Sturms entkommen. 

Laut Prognosen würde Haiyan am 8. November über uns hinwegziehen - mit Böen bis zu 295 km/h, wie das Manager Magazin berichtete. Die Behörden hatten bereits Evakuierungen eingeleitet, besonders in den östlichen Provinzen Samar und Leyte. Doch bei uns, in der Bucht von Bonbonon, herrschte vorerst totenstille Ruhe: Tagsüber leichte 15 Knoten Wind, abends nicht einmal eine Brise. 

Vorbereitungen in der Bucht
Die Einheimischen wussten, was kam. Langsam füllte sich die Bucht mit Fischerbooten, die bei Flut auf den Strand gezogen und mit dicken Tauen an den Bäumen festgebunden wurden. Die Bojen waren längst alle belegt - einige solide, andere eher fragwürdig. Ein paar Schiffe lagen dort, wo unser Anker vor Wochen keinen Halt gefunden hatte. Wir hofften inständig, dass sie besseren Grund erwischt hatten. 

Zwischen den Wolken: Ein Ausflug in die Berge 
Doch das Leben besteht nicht nur aus Stürmen. Um die Wartezeit zu überbrücken, unternahmen wir am Samstag einen Ausflug in die südlichen Berge von Negros - per gemietetem Motorrad. Ein kleines Abenteuer, das uns zeigte: Manchmal sind es die kleinen Dinge, die den größten Eindruck hinterlassen. 

Allerdings gab es ein Problem: Die einzigen verfügbaren Motorräder waren Fussgeschaltet. Und da richtige Männer nur Automatik fahren (so die scherzhafte Weisheit meiner Frau), übernahm sie kurzerhand das Steuer. Ich durfte mich hinten draufsetzen und die Landschaft genießen - eine ungewohnte, aber durchaus angenehme Rolle. 



Die Ruhe vor dem Sturm: Warten auf Taifun Haiyan


Vorbereitungen zwischen Hoffen und Bangen

Die letzten Vorbereitungen für den herannahenden Supertaifun sind getroffen. Eigentlich gibt es auf unserem Schiff nicht mehr viel zu tun - alle Leinen sind doppelt gesichert, die Luken wasserdicht verschlossen, wichtige Papiere in wasserdichten Beuteln verstaut. Diese Aktivitäten dienen wohl mehr unserem Seelenfrieden als tatsächlicher Sicherheit. Man möchte sich einfach sagen können: "Wir haben alles Menschenmögliche getan."


Die eigentliche Frage brennt uns unter den Nägeln: Wird die Boje halten? Diese simple Frage entscheidet über alles. Sollte sie reißen, stünden wir bei 300 km/h Wind, peitschendem Regen und völliger Dunkelheit vor einem unlösbaren Problem. In solchen Bedingungen wäre jede Rettungsaktion zum Scheitern verurteilt. Also bleibt nur eins: Hoffen. Hoffen, dass die Boje stark genug ist. Hoffen, dass auch die Bojen der anderen Schiffe halten. Hoffen, dass wir Glück haben.


Die aktuelle Wetterlage

Die neuesten Vorhersagen zeichnen ein düsteres Bild:


Taifun Haiyan hat sich zu einem der stärksten je gemessenen tropischen Wirbelstürme entwickelt

  • Spitzenböen von bis zu 315 km/h werden erwartet
  • Der Kern des Sturms wird voraussichtlich am 8. November gegen Mitternacht unsere Position überqueren
  • Der Luftdruck ist bereits deutlich gefallen - ein untrügliches Zeichen für das herannahende Unwetter
  • Die Regenmengen könnten 500 mm in 24 Stunden überschreiten

Letzte Stunden in relativer Ruhe

Während wir diese Zeilen schreiben, ist die Bucht noch ungewöhnlich ruhig. Die Fischer haben ihre Boote so weit wie möglich an Land gezogen und an Palmen festgebunden. Einige wenige Segler wie wir vertrauen auf die Bojen. Die Stimmung ist angespannt, aber nicht panisch - die Filipinos haben mit solchen Stürmen leider viel Erfahrung.


Die letzten Vorbereitungen:

  • Alle elektronischen Geräte sind voll aufgeladen
  • Notfallausrüstung griffbereit
  • Satellitenkommunikation getestet
  • Eimer und Lenzpumpe bereit für eventuelle Wassereinbrüche

Jetzt heißt es warten. Die nächsten 24 Stunden werden zeigen, ob unsere Vorkehrungen ausreichen. Wir werden berichten, sobald es wieder möglich ist. Bis dahin: Denkt an uns!



CURRENT STORM ANALYSIS

As of 11:00 am today, the eye of STY Haiyan was located over the South Philippine Sea ... about 785 km southeast of Tacloban City, Leyte or 880 km east-southeast of Metro Cebu ... currently moving very quickly west-northwest with a forward speed of 37 km/hr towards Leyte and Southern Samar Area. Maximum Sustained Winds (1-min. avg) are at 280 km/hr near the center with higher gusts. Typhoon Force Winds (118 km/hr or more) extend outward up to 85 kilometers from the center...and Tropical Storm Force Winds (63-117 km/hr) extend outward up to 230 kilometers from the center. STY Haiyan remains a small-sized tropical cyclone with a diameter of 555 kilometers across.
 
8. Nov. 2013 - Super Typhoon Haiyan (local name Yolanda) is bringing a significant risk to lives and property as the monster storm moves across the Philippines.On Friday, local time, the Joint Typhoon Warning Center estimated that sustained winds with this exceptionally dangerous storm increased to 315 kph (195 mph), surpassing the winds of Super Typhoon Lekima, which was previously the strongest tropical system in the world for the 2013 season based on wind speed and central pressure. Update at 2:15 p.m. ET: Winds Strengthen Further Haiyan's maximum sustained winds have grown to 170 knots (196 mph), according to the just-released update from the U.S. in Hawaii. Wind gusts are being measured at more than 230 mph.

8. November, 10h: Haiyan smashed the into central island the island of Samar, about 600 kilometres southeast of Manila and was travelling quickly northwest, state meteorologist Romeo Cajulis told AFP.President Benigno Aquino had on Thursday warned his countrymen to make all possible preparations for Haiyan, which was packing monster wind gusts of nearly 380 kilometres (235 miles) an hour as it approached the Philippines.

8. November 14h: ENTWARNUNG, wenigstens für uns im Süden von Negros, in der Bucht von Bonbonon. Der Sturm ist weiter gezogen. Bei uns windete es rund zwei Stunden lang mit durchschnittlich 20 Kn, bei Böen vielleicht bis zu 30 Kn. Diese Windgeschwindigkeiten sind für uns eigentlich gutes Segelwetter. Nach all den Meldungen und Warnungen konnten wir fast nicht glauben, dass der "Spuck" für uns so schnell vorüber war. Glück gehabt, denn offensichtlich war dies nicht überall der Fall:

Philippines: thousands evacuated as Typhoon Haiyan strikes: Typhoon Haiyan has hit the Philippines with winds of 195mph, with experts saying "catastrophic damage" will result from what is predicted to be the strongest tropical cyclone to make landfall in recorded history.Thousands of people have been evacuated and thousands more have fled their homes as the category five storm sent waves as high as 5m (15ft) ashore on the islands of Leyte and Samar in the central Philippines, overturning powerlines and leaving streets knee-deep in water. - vollständiger Artikel hier
 
Super Typhoon Haiyan, Strongest of Season, Slams the Philippines. The strongest typhoon this year, estimated to be one of the strongest in history, slammed into the central Philippines on Friday. The powerful cyclone set off landslides and knocked out power and communication lines in several provinces. At least four people died.Due to cut-off communication, it was impossible to know the extent of casualties and damage. So far, two people were electrocuted in storm-related accidents, one person was killed by a fallen tree and another was struck by lightning, official reports said. - vollständiger Artikel hier
 
Super typhoon Haiyan slams into Philippines, at least three dead (Reuters) - The strongest typhoon in the world this year and possibly the most powerful ever to hit land smashed into the Philippines on Friday, forcing more than a million people to flee, flooding villages and raising fears of widespread casualties. Haiyan, a category-5 super typhoon, scoured the northern tip of Cebu province and headed northwest towards Boracay island, both tourist destinations, after lashing the central islands of Leyte and Samar with 275-kph (170 mph) wind gusts and 5-6 meter (15-19 ft) waves.





Zum Abschluss des Themas "Typhoon Haiyan" veweisen wir auf folgende Artikel:


  • Berner Tagblatt vom 9. November: Verwüstung wie bei Tsunami 2004. Nach dem verheerenden Taifun Haiyan zeigt sich ein Bild des Grauens: Leichen liegen in den Strassen, berichten Augenzeugen, kaum ein Stein sei auf dem anderen geblieben. Der gewaltige Taifun Haiyan hat auf den Philippinen wie befürchtet Chaos und Verwüstung hinterlassen. Vier Millionen Menschen sind nach Angaben der Behörde für Katastrophenschutz betroffen ... vollständiger Artikel hier
  • Die Welt vom 8. November: Taifun "Haiyan" ist der Supersturm der Moderne. Mit seinen extremen Windböen von bis zu 379 km/h zählt der auf den Philippinen wütende Taifun "Haiyan" zu den vier stärksten jemals gemessenen Wirbelstürmen der Welt. Es herrscht Chaos ... vollständiger Artikel hier 
  • Pravda TV vom 9. November: Der Super-Taifun "Haiyan” hinterlässt eine Spur der Zerstörung. Nach Angaben des Roten Kreuzes hat er bis zu 80 Prozent der philippinischen Stadt Tacloban verwüstet. Die Regierung fürchtet Hunderte Tote im ganzen Land. Es sind furchtbare Bilder und Videos, die Amateure aus der philippinischen Stadt Tacloban verbreiten. ... vollständiger Artikel hier

Was haben wir da wieder einmal für ein Glück gehabt 😊  ...