2011.07 - Australien, Torres Strait
 
 
2011.07 – Durch die Torres Strait in die Arafura- und Timor-See nach Kupang 

Zwei Tage nach unserem Abschied von Port Moresby in Papua-Neuguinea passierten wir die Torres Strait – das berüchtigte Tor zwischen Australien und Indonesien – und nahmen Kurs auf Kupang in Westtimor. Bei bestem Südostwind glitten wir durch zauberhaft türkisfarbenes Wasser, das mit seiner knappen Tiefe von nur zehn Metern wie flüssiges Aquamarin leuchtete. Wer braucht schon Karibik, wenn die Torres Strait solche Farbspiele bietet? 

Von Schauergeschichten und entspannten Überraschungen
Über diese Passage hatten wir so einiges gelesen – meist Warnungen vor tückischen Strömungen, strengen Kontrollen und engen, hektischen Fahrrinnen. Doch zu unserer Freude verlief die Durchfahrt viel entspannter als erwartet. Selbst bei kräftigen 30-Knoten-Winden blieb die Strecke gut befahrbar: vorbildlich markiert, breit angelegt und fast schiffsverkehrsfrei

Die australischen Behörden zeigten sich erfreulich desinteressiert an unserem kleinen Segelabenteuer – ob es am Wochenende lag oder an einem geheimnisvollen "Sonntags-Freibier-Dekret", werden wir wohl nie erfahren. Jedenfalls tauchte kein kontrollfreudiger Helikopter auf, und auch die angeblich allgegenwärtigen Zollflugzeuge blieben uns erspart. 

Ohne Zwischenstopp, auch nachts, segelten wir in zwei Tagen durch die Strait – natürlich stets auf dem offiziellen Schifffahrtsweg (mit ein paar "kreativen Abkürzungen", weil Segler nun mal neugierige Wesen sind). 

Der Prince of Wales Channel: Eng? Eher großzügig!
Der Höhepunkt der Passage ist der Prince of Wales Channel, die schmalste Stelle der Torres Strait. Gerade als wir hindurchfuhren, kreuzten zwei große Containerschiffe unseren Weg. Auf der Karte mag die Stelle beengt wirken, doch in Wirklichheit war reichlich Platz – so viel, dass wir uns fast fragten, ob wir überhaupt noch in der "engen" Passage waren. 

Mit diesem entspannten Finale verabschiedeten wir uns aus der Torres Strait und steuerten weiter in die Arafura- und Timor-See – bereit für das nächste Abenteuer: Indonesien



SY "NatHape" – Von der Torres Strait nach Indonesien 

Nachdem wir die Torres Strait hinter uns gelassen hatten, breitete sich vor uns die Arafura-See aus – endlos blau, friedlich und fast ein wenig einsam. Die letzten Spuren Australiens verschwammen am Horizont, während wir Kurs auf Indonesien nahmen. Unser Ziel: Kupang, die lebhafte Hafenstadt auf Westtimor, wo Gewürzduft, warme Brisen und neugierige Blicke uns erwarten würden. 

Entspanntes Blau und die Kunst des Nichtstuns 
Die Tage auf offener See verliefen in einem rhythmischen Dahingleiten. Der Wind blieb uns wohlgesonnen, die Wellen spielten freundlich mit unserem Rumpf, und die Sonne verwandelte das Deck in eine warme Lounge unter freiem Himmel. Wenn Segeln normalerweise ein Mix aus Adrenalin und Arbeit ist, dann war dies hier die Pause dazwischen – Zeit zum Lesen, Sternebeobachten und einfach Sein lassen

Nur ab und zu unterbrach ein springender Fisch oder ein vorbeiziehender Delfin die Stille. Und natürlich die ewige Frage: "Sind wir schon da?" – eine philosophische Betrachtung, die jeder Segler kennt ⛵
😊.


Begegnungen auf hoher See – Alltag zwischen Containerschiffen und französischen Filmen


Die Australier und ihre fliegenden Kontrollen

Ja, die Australier bewachen ihre Nordgrenze gewissenhaft: Zwei Mal täglich – morgens und nachmittags – donnert ein Überwachungsflugzeug über uns hinweg. Doch bis auf eine einzige, höfliche Funkanfrage ("Name, letzter Hafen, nächster Hafen?") ließen sie uns in Ruhe. Am Wochenende scheint dann Segler-Paradies zu herrschen: Samstags und sonntags ist definitiv Sendepause! Ob die Beamten grillen, surfen oder einfach nur schlafen – wir wissen es nicht. Aber wir segelten weiter, ohne Unterbrechung. 


Freitag, 22.07 – Monotonie mit Charme

Noch etwa 430 Seemeilen bis Kupang. Das Wetter? Perfekt. Der Wind? Konstant. Die Stimmung? Gelassen bis leicht meditativ. Nach sieben Tagen auf See hatte sich eine Art Segel-Autopilot-Routine eingeschlichen: Das Schiff steuerte fast von selbst, die Segel blieben unverändert, und wir ... lebten unser kleines Bordleben. 

 

  • Nathalie vertiefte sich in alte französische Filme (vermutlich mit viel Gouloise-Rauchen und melancholischer Musik). 
  • Ich blätterte in Büchern oder fing alles mit der Kamera ein – Wolken, Wellen, gelegentliche Vogelschwärme. 
  • Bis plötzlich Jean François mit seiner Astarte vorbeizog – ein willkommener Moment der Abwechslung! 

So sieht er also aus, der "Alltag" auf hoher See: ein Mix aus Stille, kleinen Ritualen und unerwarteten Begegnungen. Und während Kupang langsam näher rückt, fragen wir uns: Wird uns das Landfestmachen morgen schwerfallen – oder werden wir uns sofort an den nächsten Hafen träumen?



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