2010.03 - Fiji, Teil 5
 
 
2010.03 - Savusavu im Auge des Zyklons

Als "Tomas", ein Zyklon der Kategorie 4, exakt Kurs auf Savusavu nahm, wurde uns mulmig zumute. Unser Schiff "NatHape" lag an einer vermeintlich hurrikansicheren Helix-Mooring der Waitui Marina - doch nach unseren Erfahrungen mit Hurrikan Ivan in Grenada wussten wir: In der Theorie ist alles sicher, bis der Sturm kommt. 

Die Boje, an der wir festgemacht hatten, basierte auf einem cleveren System: Eine 3,5 Meter lange, in den Meeresboden geschraubte Helix sollte uns Halt geben. Zur Sicherheit hatten wir ein zweites Mooringseil angebracht - doch genau das wurde uns fast zum Verhängnis. Als wir nach dem Sturm zurückkehrten, hing "NatHape" nur noch an einem Seil. Das zweite war gerissen, vermutlich nicht durch die Wucht des Windes, sondern weil sich die Leinen im kreisenden Tanz des Schiffes ineinander verwickelt und aufgescheuert hatten. Eine wichtige Lektion: Manchmal ist mehr nicht gleich besser. 

Während wir um unser Schiff bangten, machten wir uns noch größere Sorgen um unsere Freunde an Land. Während wir wenigstens die relative Sicherheit des Hafens hatten, waren sie dem Zyklon oft nur mit einfachen Hütten ausgesetzt. 

Glücklicherweise hatten wir unseren Rückflug auf die Fiji-Inseln kurzfristig verschoben - alle Flüge nach Nadi wurden gestrichen, und so entgingen wir einem ungeplanten Aufenthalt auf einem überfüllten Flughafen. Stattdessen saßen wir in sicherem Abstand und verfolgten gebannt, wie "Tomas" tobte. 

Am Ende blieb "NatHape" - wie schon so oft - standhaft. Doch dieser Zyklon hinterließ uns nicht nur ein gerissenes Seil, sondern auch eine bleibende Erinnerung: An die Macht der Natur, die Grenzen menschlicher Vorbereitung - und die Zerbrechlichkeit dessen, was wir für sicher halten. 

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Zyklon "Tomas" - Wetterbericht & Chronik eines Sturms
(März 2010, Fiji-Inseln) 

Sturmdaten im Überblick:

  • Intensität: Kategorie 4 (Spitzenwinde ~230 km/h, Böen bis 270 km/h) 
  • Zugbahn: Entstand nordwestlich von Fiji, zog südostwärts direkt über Vanua Levu (Savusavu) 
  • Höhepunkt: 14.-16. März 2010 
  • Folgen: Sturmfluten, sintflutartige Regenfälle (>400 mm/24 h), schwere Schäden an Infrastruktur & Plantagen 

Wetterverlauf & Besonderheiten 

  • Anbahnung (10.-13. März): Tiefdruckgebiet entwickelt sich rasant zum Zyklon, begünstigt durch 29°C warmes Meerwasser. 
  • Fijis Wetterdienst warnt früh, doch die präzise Zugbahn Richtung Savusavu wird erst 48 Stunden vor Landfall klar. 

Landfall (15. März, Vanua Levu)

  • Wind: Orkanartige Böen peitschen über Häfen, reißen Palmen wie Streichhölzer um. 
  • Regen: Flüsse treten über, Straßen werden unpassierbar - besonders betroffen: Nordküste und abgelegene Dörfer. 
  • Sturmflut: Lokal bis 3 m hohe Wellen, die küstennahe Häuser unterspülen. 

Nachwirkungen (16.-18. März)

  • Langsames Abschwächen zu Tropensturm, doch Überschwemmungen halten an. 
  • Internationale Flüge nach Nadi für 3 Tage gestrichen, Schiffsverkehr komplett eingestellt. 

Klimatischer Kontext

  • Seltenheit: Erster Kategorie-4-Zyklon seit 1993, der Fiji so direkt traf. 
  • La Niña-Einfluss: Ungewöhnlich warme Meeresströmungen begünstigten die Intensivierung. 
  • Ironie des Namens: "Tomas" (Fijianisch für "Thomas") wurde von Einheimischen später scherzhaft als *"der ungebetene Gast"* bezeichnet. 

Persönliche Beobachtungen (aus unserem Text)

  • Maritime Auswirkungen: Helix-Moorings in Savusavu hielten stand - bis auf unser doppelt gesichertes Seil, das sich selbst sabotierte. 
  • Menschliches Drama: Während Schiffe wie "NatHape" geschützt lagen, waren traditionelle Dorfhütten dem Sturm schutzlos ausgeliefert. 

Warum dieser Sturm in Erinnerung blieb

"Tomas" war nicht nur ein meteorologisches Ereignis, sondern eine kollektive Zäsur: Er zeigte, wie verletzlich Inselgemeinschaften trotz moderner Vorhersagen sind - und wie stark ihr Zusammenhalt in der Not. 

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