2006.03 - Pazifik


Unsere Einträge im Logbuch
(absteigend, das Neueste zuerst)

2006 - März / April, Törn von Salinas in Ecuador nach Fatu Hiva in den Marquesas ...



Wir bewältigen den 1. Teil des pazifischen Ozeans, von Ecuador zu den Marquesas

25 Tage waren wir auf diesem Törn unterwegs. Viele mögen so lange Seereisen nicht, uns hat die Reise Spass gemacht ... und dies eröffnet uns ganz neue Ziele, vielleicht Hawaii, Alaska, oder gar Japan. Aber dieses Jahr bleibt in der pazifischen Cyclon-Zeit Neuseeland unser Zufluchtsort – ausser wir ändern unsere Pläne :-)).

Für die 3'730 SM lange Reise von Salinas in Ecuador zu Marquesas-Insel Fatu Hiva benötigten wir ganz genau 25 Tage. Dies entspricht einem Tagesdurchschnitt von 150 SM/Tag oder 6.25 SM/Std. Nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass wir die ersten fünf Tage praktisch ohne Wind waren. Unsere beste Tagesleistung lag knapp unter 200 SM. Es wäre einiges mehr möglich gewesen, aber an erster Stelle steht „Materialschonung“ ... nur kein Risiko eingeben, denn da draussen gibt es keine Reparaturmöglichkeiten. Die Spitzengeschwindigkeit eines Schiffes mag faszinieren, aber für uns wichtiger ist, mit welcher Windgeschwindigkeit ein Schiff zu segeln beginnt. Und da unser Schiff unter Segel glücklicherweise mit wenig Wind – 8 bis 10 Kn – auskommt, sind wir selten auf unseren Motor angewiesen. Dies entlastet unser Budget und wir bleiben länger unabhängig. Es gibt im Pazifik weniger Möglichkeiten, um Diesel zu Bunkern. Die Preise liegen auch nicht mehr bei 0.25$ per Liter, sondern man bezahlt für den Liter europäische Preise, ca. einen Euro ...

Törn von Salinas in Ecuador nach Fatu Hiva in den Marquesas ...



Die Karte mit unserer Reise zu den Marquesas Inseln. Über dem Pazifik haben wir die Wetterkarte mit den Passatwinden montiert.

In einigen Tagen werden wir Ecuador verlassen und zu den Marquesas Inseln in Französisch Polynesien segeln. Diese liegen rund 3'500 Seemeilen von Salinas entfernt. Es ist eine der längsten Strecken, welche wir ohne Unterbruch segeln werden.  Die Reise dauert voraussichtlich rund 25-30 Tage.



Details zur Überquerung Equador bis Fatu Hiva in Französisch Polynesien ...


DATUM / TAG LOG
SEEMEILEN
POSTITIONBESCHREIBUNG
7. April, 25. Tag Log:  3729 SM, Tagesmeilen: 182 SM

Ankunft in Fatu Hiva, Marquesas
6. April, 24. Tag Log: 3547 SM, Tagesmeilen: 160 SM, Position: 10°44 S / 135°45 W

Alle beklagen sich über Entenmuscheln am Unterwasserschiff, die die Fahrt unerträglich bremsen soll. Wir haben nicht nachgeschaut und wir mögen auch nicht ins Wasser steigen! Die Entenmuscheln brauchen fliesendes Wasser und sie sollen ohne dieses nach drei Tagen von alleine abfallen. Wir prüfen dies dann in ein paar Tagen in Fatu Hiva.
5. April, 23. Tag Log: 3387 SM, Tagesmeilen: 150 SM, Position: 10°51 S / 133°06 W

Wir sind nach der Zeit in Panama (NYZ) organisiert. Seit einiger Zeit realisieren wir die Zeitverschiebungen, welche wir durchsegeln. 22 h geht die Sonne schlafen und um 9 h morgens ist es immer noch „stockdunkel“.
4. April, 22. Tag Log: 3237 SM, Tagesmeilen: 169 SM, Position: 10°57 S / 130°33 W

Heinz Jürgen und Beate, von der SY „Spirit of Assy“ schreiben uns: „ ... wir sind zur Zeit in einer wirklich misslichen Lage. Unsere beiden Einspritzpumpen, die wir im November haben in den USA Generalüberholen lassen, sind beide ausgefallen. Gestern Nacht die erst und nachdem wir die zweite eingebaut hatten, fiel auch diese nach ein paar Stunden aus. Jetzt dümpeln wir ohne Motor und ohne Wind mitten im nirgendwo. 500 NM nach Galapagos, 450 NM nach Panama und 400 NM nach Ecuador ...“ Heinz Jürgen und Beate konnten - dank Iridium Telefon und einem Gespräch mit dem Mechaniker - eine der beiden Einspritzpumpen reparieren. Dieses Beispiel zeigt nur, wie wichtig hier draussen die Kommunikation sein kann. Habe mich innerlich lange dem Gedanken zum Kauf eines Satelliten-Telefon widersetzt. Ein mechanischer Defekt mag ärgerlich sein, aber sollte man ein gesundheitliches Problem oder ein gar einen Unfall haben, dann ist man ohne Verbindung zum Festland arg in Schwierigkeiten.
3. April, 21. Tag Log: 3068 SM, Tagesmeilen: 147 SM, Position: 11°07 S / 127°44 W 
2. April, 20. Tag Log: 3068 SM, Tagesmeilen: 147 SM, Position: 11°07 S / 127°44 W 
1. April, 19. Tag Log: 2765 SM, Tagesmeilen: 161 SM, Position: 11°26 S / 122°29 W

Gestern Abend lernten wir die Bedeutung von „bescheuert“ kennen. Das Seil, welches den Ballooner oben am Mast hält, war durchgescheuert und das grosse Segel fiel ins Wasser und wurde - von den anderen Seilen gehalten - neben dem Schiff hergezogen. Wir bargen das Segel und verstauten es bis am nächsten morgen auf Deck. Zur Reparatur des Schadens mussten wir die Genua komplett runternehmen um an die Halterung des Ballooners zu kommen. Ein etwas schwieriges Unterfangen bei 15 - 20 Kn Wind und einer entsprechend hoher See. Nach drei Sunden war alles wieder „paletti“ und wir segeln nun den ganzen Tag wieder mit Genua und Ballooner zwischen 7 und 9 Kn.
31. März, 18. Tag Log: 2604 SM, Tagesmeilen: 167 SM, Position: 11°00 S / 120°03 W

Gemäss den Wettervorhersagen und den Schiffen vor uns bleibt das unbeständige Wetter in den nächsten Tagen bestehen. Darum könnte sich unsere Ankunftszeit auf Freitag nächster Woche verschieben.
30. März, 17. Tag Log: 2437 SM, Tagesmeilen: 172 SM, Position: 10°54 S / 117°22 W

Das Wetter hat sich merklich verschlechtert. Mehrheitlich ist es bewölkt mit Regenschauern. Jede Wolke ist ein eigenes Tief ... und so hat man in diesen kleinen Tiefs die unterschiedlichsten Winde, welche fast nicht mehr segelbar sind. Darum fallen unsere Etmale kleiner aus.
29. März, 16. Tag Log: 2265 SM, Tagesmeilen: 199 SM, Position: 10°30 S / 114°33 W

Mit 199 SM für diesen Tag haben wir das bisher schnellste Etmal auf dieser Reise geschafft. Es wären locker 20 SM mehr drin, würden wir in Küstennähe segeln. Denn hier draussen - weitweg jeglicher Reparaturmöglichkeiten - sind wir übervorsichtig, damit wir keine Schäden oder Pannen produzieren. Die Genua samt dem Ballooner wird bei den kleinsten Bedenken eingerollt, um Segel und Rigg weniger zu belasten. Mehrere Schiff auf dieser Strecke haben gebrochene Vorstags, Schäden an den Segeln und andere Pannen.
28. März, 15. Tag Log: 2065 SM, Tagesmeilen: 187 SM, Position: 10°35 S / 111°14 W

Unter diesen Konditionen könnten wir nonstop bis nach Japan segeln ...
27. März, 14. Tag Log: 1878 SM, Tagesmeilen: 183 SM, Position: 11°01 S / 108°08 W

Heute morgen, bei 1'830 SM Distanz erreichten wir die Mitte unserer Strecke. Von nun an geht es „bergab“.
26. März, 13. Tag Log: 1695 SM, Tagesmeilen: 172 SM, Position: 10°59 S / 105°03 W

Log: 1695 SM, Tagesmeilen: 172 SM, Position: 10°59 S / 105°03 W
Viele fragen uns, wie wir es mit den „Wachen“ halten. Bei uns ist immer jemand auf der „Brücke“, ohne fixen Wachplan. Es hat sich eingependelt, dass ich die erste Wache abends übernehme. Nathalie erwacht i.d.R. zwischen 1 - und 3 h morgens, dann übernimmt sie bis zum Tagesanbruch. Während des Tages macht jeder - nach Lust und Laune - seine „Nickerchen“ ... aber es gibt noch vieles zu tun: Um 9h ist die Funkerrunde mit den Amerikanern (8’143MHz). Um 10:30h tauschen wir über Funk die Positionen der fahrenden Schiffe aus (8’143MHz). Und um 19h kommt Günter mit seinem Island Pazifik-Netz (14’135MHz). Um 17:30h werden die Mails versandt und abgeholt - mit der Funkanlage und dem PTC II Modem, welches mit dem Computer verbunden ist. Dann ist da noch die Kontrolle des Schiffes, kleinere Reparaturen und die Reinigung des Decks von den fehlgelandeten fliegenden Fischen. Und nicht zu vergessen ist das Kochen, denn beim Essen gibt es keinen Unterschied zu einem *****-Stern Hotel (Koch: Nathalie). Mindestens jede Woche einmal läuft der Generator um die Entsalzungsanlage zu betreiben und um die Wäsche - mit Wäschemaschine - zu waschen. Und wenn dann noch Zeit bleibt, orientieren wir uns über unsere Route, die neuen Länder oder wir lesen. Die Navigation und das Segeln nimmt wenig Zeit in Anspruch. Der Autopilot steuert das Schiff anhand des Windwinkels in die ungefähre Richtung des Ziels. Das Ziel bekommt er via GPS vom Computer. Da die Winde hier sehr konstant sind, wird an der Segelstellung nicht viel verändert.

Zum Vergleich: Vor zwei Jahren, auf unserer Atlantiküberquerung wäre heute die Reise zuende und wir würden in Barbados spazieren ... nun, bei dieser Reise zu den Marquesas-Inseln haben wir jetzt beinahe die Hälfte der Distanz hinter uns.
25. März, 12. Tag Log: 1523 SM, Tagesmeilen: 154 SM, Position: 10°47 S / 102°11 W

Der Wind hat stark - auf 8 bis 12 Kn - nachgelassen und so werden unser Etmale kleiner. Heute hatten wir die erste kleine Panne: die Bilgenpumpe. Mit dem Reparieren dieses Defekts haben wir unsere Routine. Zerlegen, reinigen, ein paar Streicheleinheiten und wieder zusammenschrauben.
24. März, 11. Tag Log: 1369 SM, Tagesmeilen: 156 SM, Position: 10°54 S / 99°36 W

Der Wind hat nachgelassen und wir haben die Passatbesegelung hochgezogen und den Kurs auf das 2'300 Seemeilen entfernte Ziel abgesetzt.
23. März, 10. Tag Log: 1213 SM, Tagesmeilen: 172 SM, Position: 10°12 S / 97°07 W

Schöne Passatbewölkung bestätigt uns, am richtigen Ort zu sein. Wir haben optimale Verhältnisse.
22. März, 9. Tag Log: 1041 SM, Tagesmeilen: 166 SM, Position: 9°44 S / 94°18 W

Wir sind mitten im Passat, d.h. für den Rest unserer Reise konstante Winde aus SO bis S. Wir fahren 270°, da unser Ziel genau im Westen liegt.
21. März, 8. Tag Log: 875 SM, Tagesmeilen: 180 SM, Position: 8°50 S / 91°42 W

Seit gestern Abend sind wir in den Passatwinden und segeln mit 7 bis 9 Kn in Richtung WSW. Trotz schönen Winden wollen wir auf den 10 Breitengrad, denn dort sind sie konstant. Wenn wir im Schnitt 7 Kn/Std. laufen können, dann wären wir in 18 Tagen auf den Marquesas.
20. März, 7. Tag Log: 695 SM, Tagesmeilen: 140 SM, Position: 7°44 S / 88°58 W

Nachdem wir die Schlechtwetterfront durchquert haben, segeln wir heute mit einem durch Regen gereinigten Schiff und bei schönstem Wetter weiterhin SSW. Wir versuchen so schnell wie möglich die Passatwinde auf 10° S zu erreichen.
19. März, 6. Tag Log: 555 SM, Tagesmeilen: 140 SM, Position: 6°36 S / 87°11 W

Mit „Sauwetter“ kann man den heutigen Tag am besten umschreiben. Wir fahren seit Stunden unter Motor durch die Regenfronten und kleinere Gewitter. Dank einschlägiger Erfahrung landete der Ersatz-GPS vorsichtshalber im Mikrowellenofen.
18. März, 5. Tag Log: 415 SM, Tagesmeilen: 118 SM, Position: 5°02 S / 85°41 W
17. März, 4. Tag Log: 297 SM, Tagesmeilen: 119 SM, Position: 3°31 S / 84°26 W

Obwohl die Wetterkarten wechselhafte Winde anzeigen, haben wir seit mehr als 24 Stunden konstanten S bis SSO Wind.
16. März, 3. Tag Log: 178 SM, Tagesmeilen: 84 SM, Position: 2°48 S / 82°45 W

Wir dümpeln - und wenn gar nichts mehr geht - „motoren“ wir nach Südwest. Plötzlich setzt der Wind ein, 10 Knoten aus SSO. Genau das, was wir wollen. Vielleicht ein Dankeschön von Neptun, weil wir seine 3 Thunfische verschont haben. Seit Stunden segeln wir mit 5 - 6 Kn in die „richtige“ Richtung ...

“Der Ocean ist gross, unser Schiff ist klein, da fährt keiner rein.“ Zum Sonnenuntergang begegnen wir einem Frachter. Und wie soll es anders sein, er fährt genau auf Kollisionskurs. Wir wollen uns nicht mit einem „Manöver des letzten Augenblicks“ stressen und fahren das „Manöver der letzten 15 Minuten“, d.h. wir wenden und lassen ihn 100 m vor uns durchfahren.
15. März, 2. Tag Log: 94 SM, Tagesmeilen: 94 SM, Position: 2°24 S / 81°46 W

Ganz wenig Wind und diesen noch aus der Richtung, in welche wir segeln möchten. Dazu kommt der sehr starke Humboldt-Strom: Wir segeln 20 Seemeilen vor Ecuador hin und her. Am Nachmittag verflüchtigt sich das bisschen Wind und das Meer wird spiegelglatt. Obwohl wir beträchtliche Mengen an Diesel mitführen, würde dieser Vorrat nicht ausreichen, um einen Fünftel der Strecke unter Motor zu bewältigen. Wir sind völlig autonom, können praktisch alles selbst herstellen: Süsswasser, Elektrizität und eine Fischerrute haben wir auch an Bord. Abhängig sind wir lediglich vom Treibstoff. Wenn uns dieser ausgehen sollte, dann hätten wir ein Problem. “Day after day, day after day, We stuck, nor breath nor motion. As idle as a painted ship upon a painted ocean” Coleridge's The Rime of the Ancient Mariner.

Apropos Fischerrute: Ab und zu nehmen wir einen Anlauf, um zu Fischen. Beim "Fischerruten-Herrichten", bemerke ich 3 Tunfische, welche mit uns, im Schutz des Schiffes, schwimmen. Ich bring es nicht übers Herz und lass es auch für dieses mal mit der "Fischerei" bleiben. Jagdinstinkt = Null ...

Mehrmals hören wir ein Geräusch, welches einem "Langsamen aber sehr starkem Luftablassen" aus einem grossen Ballon vergleichbar ist. Dann sehen wir sie: die Walfische, gross wie Unterseeboote. Leider sind sie für die Kamera zu weit entfernt.
14. März, 1. Tag Log: 0 SM, Tagesmeilen: 0 SM, Position: 2°13 S / 80°55 W

Heute um 12 h reisen wir ab. Am Abend zuvor haben wir noch gelesen, dass es auf einigen Inseln in den Marquesas nur Tauschhandel gibt, also ist Geld dort ziemlich "wertlos". Getauscht wird alles - von Lippenstiften bis zu Sonnenbrillen, von Angelhaken bis zu Nähnadeln. Letzteres haben wir genügend an Bord, aber für das "kosmetische Geld" war noch ein kleiner Gang ins Shopping von Nöten.

Wir sind weg :-)) ... Für eine Atlantiküberquerung gibt es Kurse, Voren, Schulungen, Seminare, Begleitung in Form des ARC-Rennens, ein Fest, wenn man in St. Lucia ankommt, Ranglisten und sonst noch viel „Tralala“. (Wir haben bei unserer Atlantiküberquerung auf all dies verzichtet). In den Pazifik fährt man in aller Stille los ... kein Mensch interessiert’s. Lediglich 100 bis 150 Schiffe machen sich pro Jahr auf den Weg in den „Stillen Ozean“. Wir sind nun eines davon ...