2004.01 - Cap Verde
 
 
2004.01 – "Notstop in Mindelo": Nieten, Nachtanken und französische Ritterlichkeit

Eigentlich sollte es direkt über den Atlantik gehen – doch das Schicksal (und acht kaputte Nieten am Vorstag) entschieden anders. Als die Genua plötzlich nicht mehr richtig rollte, stand die Wahl fest: Eine provisorische Reparatur mit Schrauben und Klebeband? Für ein paar hundert Seemeilen vielleicht okay, aber für einen Ozean? Eher nicht. Also: Kursänderung nach Mindelo! Immerhin: Selbst ohne Genua schafften wir noch 5,3 Knoten im Schnitt und erreichten nach 140 Seemeilen den Hafen. Nicht schlecht für eine Improvisation! 

Die Sache mit den Nieten:
Ein kluger Kopf hatte mir mal geraten, sie vor Oxidation zu schützen – also habe ich sie vor Jahren brav mit Silikon abgedichtet. Tja, nicht die beste Idee! Die verklebten Köpfe tarnten den schleichenden Nieten-Untergang so perfekt, dass wir erst beim großen Knall merkten: Da ist was im Busch. Oder besser: nicht mehr im Busch. 

Mitternachts-Abenteuer:
Um Punkt 24 Uhr warfen wir in Mindelo den Anker – nachts in einen unbekannten Hafen einzulaufen, ist zwar nicht jedermanns Sache, aber mit vier Augen (zwei davon besonders scharf!) geht vieles. Meine bessere Hälfte Nathalie hätte sonst wohl auf den Morgen bestanden… 

Die Rettung kam aus dem Äther:
Da wir als „inoffizielle“ Amateurfunker unterwegs sind, haben wir Kontakt zu „Gott-und-der-Welt“. In der morgendlichen französischen Segler-Funkerrunde (wo man zum Glück nicht so streng auf Lizenzen pocht) erzählten wir unser Nieten-Drama – und siehe da: Um 10 Uhr preschte ein Beiboot mit einem französischen Samariter heran, beladen mit Nieten, Zange und dem Satz: „On a tout ce qu’il vous faut!“. Problem gelöst, Lachen eingepackt, Reise kann weitergehen. 

Fazit: Manchmal bringt einen einige kaputte Nieten genau dorthin, wo man Hilfe findet – samt charmantem déjà-vu aus der Kolonialzeit. Und wer weiß? Vielleicht war es ja das Schicksal, das uns noch schnell einen kapverdischen Kaffee gönnen wollte …  

2004.01 – Kapverdische Inseln: Willkommen in Mindelo! 

Zugegeben: Mindelo ist unser erster richtig exotischer Halt – und wir spüren sofort, dass hier die Uhren (wenn überhaupt welche existieren) anders ticken als in Europa. Diese besondere Art zu leben, mit einem ganz anderen Rhythmus und anderen Prioritäten, macht uns richtig Lust darauf, auf unserer langen Reise das Ungewohnte zu genießen. 

Aus der Ferne wirkt Mindelo fast schon schick, aber beim Näherkommen zeigt sich der Charme einer lebendigen, etwas schrägen Hafenstadt. Über die Kapverden gibt es geteilte Meinungen: Einige Hafenhandbücher warnen vor Kriminalität, und befreundete Segler schwärmten uns von einer… nun ja, abenteuerlichen Zeit hier ein. Andere, wie die Berichte der SSCA (Seven Seas Cruising Association), erzählen von freundlichen Begegnungen und unvergesslichen Momenten. Wir bleiben optimistisch – schließlich soll jede Reise ihr eigenes Gesicht haben. 

Und wohin geht’s jetzt? Die große Frage! Senegal und dann Brasilien? Oder doch gleich dem Wind vertrauen und schauen, wo er uns hinweht? Auf dem Meer ist jeder Tag ein kleines Lotteriespiel – und genau das macht es ja so spannend. Morgen Abend heißen wir die Ankerleine los, und dann: Abenteuer ahoy! ⛵ 
Heutige Funkrunde:
Heutige Funkrunde:
Pauls selbstgebauter Katamaran, drei französische Segler (typisch: charmant-chaotisch) und wir. Verrückt? Absolut. Aber wer baut schon einen Katamaran in Eigenregie? Nur ein Franzose!
Unser Anti-Nieten-Chaos-System:
Unser Anti-Nieten-Chaos-System:
Ab sofort: Regelmäßige Kontrolle ohne Silikon-Falle, Rostschutz mit Marine-Fett (keine Klebepannen mehr!) und ein paar Extranieten griffbereit. Denn wer einmal mit flatternder Genua im Atlantik stand, lernt: Vorbeugen ist besser als Nieten-Notlandungen!
Die Rettungsaktion:
Die Rettungsaktion:
Mit der Staubsaugerverlängerung als improvisierter Tiefseeforscher-Ausrüstung fischten wir die verlorenen Nietenteile aus dem Vorstag-Loch – weil auf See bekanntlich gilt: Not macht erfinderisch (und manchmal auch ein bisschen schmutzig).
Mission Vernietung:
Mission Vernietung:
Mit frischen Nieten und französischer Hilfe wird das Vorstag jetzt bombenfest – kein Silikon mehr, nur noch stahlharte Verbindungen! Bald kann die Genua wieder rollen, und wir: ab Richtung Sonnenuntergang
Ferienstimmung in Mindelo:
Ferienstimmung in Mindelo:
Nach getaner Nieten-Arbeit lehnen wir uns zurück – die Bucht liegt jetzt in goldenem Licht, Fischerboote tuckern vorbei, und irgendwo ertönt kapverdischer Morna. Nicht schlecht für einen "Zwischenstopp", oder?
Mindelo – mehr als nur eine Werft:
Mindelo – mehr als nur eine Werft:
Diese Stadt hat uns mit ihrem kolonialen Charme, den pastellfarbenen Häusern und dem lebendigen Hafenflair überrascht! Beim nächsten Mal gibt’s keine Eile – nur Cafés, Cesária-Évora-Musik und kapverdische Gelassenheit.
Der süßeste Schiffsnachbar der Cap Verden
Der süßeste Schiffsnachbar der Cap Verden
Unser Taucher-Konditor von der Okeanos servierte heute eine Sahnetorte, die selbst die Fische neidisch gemacht hätte!
Die Torte, die alles repariert:
Die Torte, die alles repariert:
Nach Nieten-Chaos und Improvisationen schenkte uns der Okeanos-Konditor dieses Kunstwerk – Schokolade, Sahne und eine Prise Seemannsromantik.